Baracken in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg (Bild: picture alliance/photothek.de/Thomas Trutschel)
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Interview - Drecoll: AfD-Positionen mit Gedenken nicht vereinbar

In Brandenburg wird der Befreiung der NS-Konzentrationslager vor 80 Jahren gedacht. AfD-Funktionsträger seien dabei nicht willkommen, sagt der Leiter der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Axel Drecoll.

Bis Sonntag wird in den Gedenkstätten der ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück der 80. Jahrestag ihrer Befreiung gedacht. Es wird der letzte große Jahrestag sein, zu dem auch Holocaust-Überlebende zu Gast sein können, sagt der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll. „Das hat für mich persönlich und vor allem auch für die Kolleginnen und Kollegen eine ganz immense Bedeutung“, so Drecoll.

Sogar ein 101-jähriger Ukrainer sei als einer der geladenen Zeitzeugen bei der Veranstaltung dabei. „Das sind vier Menschen [...] die dort gelitten haben, die das selbst erlebt haben“, so der Direktor. Die Zeitzeugen seien bis heute nicht nur wichtige Bezugspunkte beim Erinnern, sondern auch gesamtgesellschaftlich wichtige moralische Instanzen.

Jugendlichen fehle Demokratie-Wissen

 

Trotz der Studien, nach denen jüngere Menschen immer weniger über den Nationalsozialismus wissen, beobachtet Drecoll noch immer ein großes Interesse bei Jugendlichen. Allerdings nehme bei Schülerinnen und Schülern nicht nur das Wissen um den NS ab, „sondern sie wissen auch nichts über die Demokratie und die Werte, die hinter der Demokratie stehen“, so Drecoll. Beide Wissensbestände gehörten unbedingt zusammen, sagt der Gedenkstättendirektor.

Gefährlich wäre es dann, wenn geschichtsrevisionistische Thesen geäußert würden – etwa dann, wenn die AfD in Brandenburg die Landesregierung auffordere, auf den Begriff der Befreiung zu verzichten. „Und das bedeutet ja nicht unbedingt ein abnehmendes Interesse [...], sondern eine Umdeutung der deutschen Geschichte insgesamt. Und das ist ja kein Deut besser, das ist sogar gefährlicher“, so Drecoll.

AfD habe "konträre Auffassung" von Geschichte

 

AfD-Positionen seien mit dem Zweck des Gedenkens nicht vereinbar, sagt der Gedenkstättenleiter. Drecoll verweist auf die Forderung von AfD-Politikern, auf die Leistungen der Wehrmachtssoldaten im Zweiten Weltkrieg stolz zu sein. „Die Wehrmacht war massiv in Massenverbrechen, in Massenmord verstrickt [...], das ist ja genau eine konträre Auffassung von dem, was wir zu vermitteln versuchen“, so Drecoll. Funktionsträger der AfD seien bei den Gedenkveranstaltungen darum nicht willkommen.

 

Der rbb überträgt das Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Ravensbrück am Sonntag, 4.Mai von 10-12 Uhr live im rbb Fernsehen und im Stream auf rbb24.de.

Ebenfalls am Sonntag um 18:00 Uhr berichtet das rbb Fernsehen von den Gedenkveranstaltungen in Ravensbrück und Sachenhausen. Überlebende erzählen ihre Erlebnisse, von Folter und dem Kampf ums Leben im Lager.