Dr. Andrea Despot, Vorstandsvorsitzende der Stiftung EVZ
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Interview - Studie: Deutsche interessieren sich für NS-Geschichte, aber wissen wenig

Laut einer Studie der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft ist die Bereitschaft der Deutschen, sich mit der NS-Geschichte zu befassen hoch, sagt die Stiftungs-Vorsitzende Andrea Despot.

80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges können immer weniger Zeitzeugen über die NS-Zeit erzählen. Die nachfolgenden Generationen wissen immer weniger über den Nationalsozialismus. Wie steht es um die Bereitschaft der Deutschen, sich mit der NS-Geschichte zu befassen? Das war eine Frage, der die Stiftung Erinnerung, Verantwortung Zukunft nachgegangen ist.

Andrea Despot ist Vorstandsvorsitzende der Stiftung. Sie stellt fest, dass das Interesse der Deutschen an der Geschichte sehr hoch ist: "Ganz konkret sagen 47 Prozent, also jeder Zweite, sie interessieren sich auch über den Schulunterricht hinaus […]. Sie beschäftigen sich auch in ihrer Freizeit mit dem Thema Geschichte."

Kluft zwischen subjektivem und tatsächlichem Wissen über NS-Zeit

Sie sieht dennoch ein Kluft zwischen Wissen und der Wahrnehmung des eigenen Wissens: "Das subjektive Wissen suggeriert, man habe sich viel auseinandergesetzt und wisse viel über diese Zeit. Und gleichzeitig müssen wir aber konstatieren, dass beispielsweise, wenn es um Opfergruppen geht, um Unrechtsorte oder auch konkret um Zahlen […] – dann merken wir: Da ist es mit dem Wissen nicht weit her."

Eine Erklärung für das abnehmende Wissen sei, dass immer weniger Zeitzeugen berichten könnten, sagt Despot: "Wenn sich die Zeit entfernt und das Zeugnis verblasst, dann ist auch das Einfallstor höher für Geschichtsrevisionismus und Propaganda." Eine wichtige Rolle käme in diesem Zusammenhang den Gedenkstätten zu.