Viele Kabel und Stecker in einem Rechenzentrum.
picture alliance / SIPA | SYSPEO
Bild: picture alliance / SIPA | SYSPEO Download (mp3, 10 MB)

Interview - Von Notz (Grüne): Europa braucht autarke Cybersicherheit

Auch wenn es eine physische Waffenruhe in der Ukraine geben sollte, gehen die Cyberangriffe weiter. Grünen-Politiker Konstantin von Notz fordert auch hier eine neue europäische Strategie.

"Es gibt überhaupt keinen Zweifel daran, dass wir autarker werden und uns besser um uns selbst kümmern müssen - im europäischen Verbund", sagt Konstantin von Notz, innen- und netzpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag. "Das hat in den letzten Jahren zu wenig stattgefunden." Europa dürfe sich bei der Versorgung mit relevanter Technik nicht länger von einzelnen Ländern abhängig machen. Es brauche eine ganz neue Strategie.

Ein Beispiel sei das Starlink-Satellitensystem, das US-Tech-Milliardär Elon Musk gehört. Würde es der Ukraine plötzlich nicht mehr zur Verfügung stehen, wäre das ein großes Problem für Kiew, erklärt der Grünen-Politiker. "Man kann nur hoffen, dass das nicht passiert. Es wäre gleichzeitig auch eine direkte Kriegshilfe für Russland." Dieses Beispiel zeige, dass Europa als Wirtschaftsraum mit rund 500 Millionen Einwohnern in der Lage sein müsse, solche Technik selbst aufzustellen.

Komplizierte Sicherheitsarchitektur in Deutschland


Auch Deutschland sei gegen Cyberangriffe nicht so gut gerüstet wie es eigentlich sein müsste, sagt von Notz. "Es gibt diese Probleme seit Jahren - man erinnert sich an den Angriff auf den deutschen Bundestag 2015", so von Notz. "Deutschland wird jeden Tag angegriffen. Das betrifft etwa große Wirtschaftsunternehmen und zuletzt auch die Bundeswehruniversität in München."

Es gehe nicht voran, weil die Sicherheitsarchitektur in Deutschland sehr komplex sei, erklärt der Grünen-Politiker. Die Länder seien jeweils einzeln über die Verfassungsschutzämter zuständig - und man komme bisher nicht mit dem Bund zueinander. "Und das ist angesichts der Bedrohungslage wirklich ein relevantes Problem", findet von Notz.