Interview - Mehr als 60 Hochschulen wollen X verlassen
Die Humboldt-Universität hat sich als eine von über 60 Hochschulen in Deutschland dazu entschieden, die Plattform "X" zu verlassen. Präsidentin Julia von Blumenthal erklärt ihre Gründe für diesen Schritt.
Der Einfluss des Tech-Milliardärs Elon Musk auf die internationale Politik ist inzwischen ein Dauerthema. Über seine Internetplattform X, dem früheren Twitter, sendet er ein Dauerfeuer von teils rechtsextremen Tweets, er beleidigt Politiker, macht Werbung für rechte und rechtsextreme Parteien.
Auswertungen durch Internetexperten zeigen: die Algorithmen, die X steuern und die bestimmen, was Nutzer sehen, wurden verändert. Extreme Meinungen bekommen deutlich mehr Reichweite, anderes wird unterdrückt. Bot-Armeen fluten die Kanäle. In Deutschland verlassen immer mehr Leute und auch Institutionen die Plattform - jetzt auch über 60 Hochschulen.
Von Blumenthal: Konnten als Uni in einem solchen Umfeld nicht mehr präsent sein
Darunter ist auch die Berliner Humboldt-Uni. Deren Präsidentin Professorin Julia von Blumenthal sagt, ihre Hochschule hätte die Plattform seit der Übernahme durch Musk genau beobachtet. Kurz vor Weihnachten habe Musk begonnen, unmittelbar in den Wahlkampf in Deutschland einzugreifen. Da sei für sie in der Abwägung deutlich geworden: "Jetzt ist tatsächlich der Punkt erreicht, da müssen wir unsere Aktivitäten dort beenden."
Gleichzeitig sei es ein Dilemma, denn gerade Universitäten träten für faktenbasierte Information ein, sagt Blumenthal. Man verliere an Reichweite, das sei klar. "Gleichwohl: In diesem Umfeld konnten wir als Universität nicht mehr präsent sein, da mussten wir jetzt tatsächlich diesen Schlussstrich ziehen."