Nato Marineschiffe in der Ostsee
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Interview - Tanker "Eagle S" von Nato gestoppt: "Eine deutliche Eskalation"

Nato-Kräfte haben den Öltanker "Eagle S" wegen des Verdachts der Sabotage festgesetzt. Das Schiff soll zu einer russischen Schattenflotte gehören. Militärexperte Ralph Thiele sieht eine mögliche Zuspitzung des Konflikts mit Russland.

In der Ostsee ist seit Mittwoch eine der zwei großen Stromleitungen zwischen Finnland und Estland beschädigt. Die finnischen Behörden ermitteln nun wegen Sabotage - und haben den Öltanker "Eagle S" festgesetzt. Er soll zur sogenannten Schattenflotte Russlands gehören soll.

Auch der Militärexperten Ralph Thiele hält eine Sabotage für wahrscheinlich. Der Tanker sei schon im Vorfeld beobachtet worden, weil seine Route entlang des Kabels führte. "Und genau an der Stelle, wo es jetzt kaputt ist, war auch der Anker unten", so Thiele.

Thiele: Festsetzung der "Eagle S" ein Risiko

 

Ein beschädigtes Stromkabel könne Nato-Mitgliedsstaaten empfindlich treffen so Thiele. "Man will damit Wirtschaft, Staat und Gesellschaft zerrütten", so der Militärexperte. Auch die Verteidigung sei dann geschwächt. Solchen Sabotage-Angriffen habe man sich bisher nicht ausreichend gewidmet, so der Experte.

Thiele sieht vor allem in der in der Festsetzung der "Eagle S" eine Zuspitzung des Konflikts: "Das ist eine deutliche Eskalation - auch immer mit Risiko behaftet tatsächlich", so der Experte. Sollte es üblich werden, Schiffe festzusetzen, könnte dies auch Folgen für den Handel und die gesamte Wirtschaft haben.

Zu wenig Schiffe für dauerhafte Überwachung

 

Der Nato-Generalsekretär Mark Rutte teilte unterdessen mit, dass die militärische Präsenz in der Ostsee nun verstärkt werde. Das hält Thiele allerdings nur für begrenzt wirksam. "Wir haben wenig Schiffe und unsere Seeleute können auch nicht ständig auf der See sein", so der Militärexperte. Zusätzlich könnte deswegen mithilfe von künstlicher Intelligenz der Meeresgrund erfasst werden. Außerdem wolle die Nato unbemannte U-Boote anschaffen.

Kurzfristige Lösungen seien das alles aber nicht; die Produktion und Anschaffung dafür ein zu langer Prozess: "Bei unseren Zeiten manchmal 20 Jahre, jetzt in dem Fall werden es wahrscheinlich drei oder fünf Jahre sein."