Ein Hisbollah-Mitglied hält ein drahtloses Kommunikationsgerät, dessen Batterie entfernt wurde, nachdem ein drahtloses Kommunikationsgerät während einer Beerdigung explodiert war.
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Interview - Wadephul (CDU): Israels Politik nur schwer nachzuvollziehen

Nach der Explosionswelle hunderter Kommunikationsgeräte greift nun auch Israels Luftwaffe Ziele im Libanon an. Dem CDU-Außenpolitiker Johann Wadephul bereitet das Sorgen - vor allem mit Blick auf die israelischen Geiseln.

Nun ist das geschehen, was viele Experten nach der massenhaften Explosion von Kommunikationsgeräten der Hisbollah für wahrscheinlich hielten: Die israelische Luftwaffe hat hunderte Ziele im Libanon angegriffen. Nach eigenen Angaben wurden dabei Raketenabschussrampen zerstört.

Die Angst vor einer weiteren Eskalation bleibt. Schon vor den Luftschlägen hatte der Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah gesagt, Israel habe mit den Explosionen von Pagern und Funkgeräten alle roten Linien überschritten. Er fasse das als Kriegserklärung auf. Alles andere ließ er allerdings offen. Israel selbst hat sich zu den Angriffen mit Kommunikationsgeräten nicht bekannt.

Zu wenig Deeskalation

Der stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende im Bundestag und CDU-Außenpolitiker Johann Wadephul zeigt sich zunehmend irritiert von der Politik der israelischen Regierung. Er sagt, man habe Fragen an Israel, "ob wirklich alle Möglichkeiten einer friedlichen Beilegung beider Konflikte [im Gazastreifen und im Libanon] ausgeschöpft sind." Wadephul sehe zu wenig Schritte der Deeskalation.

Gleichzeitig betont der CDU-Politiker, dass Israel immer Unterstützung aus Deutschland bekommen werde. "Aber Israel sollte auch seine Freunde auf dem Weg, den es dort in der Region geht, mitnehmen", so der Außenpolitiker.

Geiselfreilassung so unwahrscheinlich

Wadephul verweist auf die Chronologie der Ereignisse und nennt es "auffällig", dass der Anschlag auf Hamas-Führer Hanija, die Explosionswelle von Pagern und Walkie Talkies im Südlibanon oder israelische Truppenbewegungen in Richtung Norden zu Zeitpunkten stattfinden, an denen "Verhandlungen, jedenfalls nach Auskunft der Amerikaner und anderer, die damit vertraut sind, auch in der arabischen Welt, in ein Stadium geraten, wo man hoffen kann, dass sie Erfolg haben". Das habe man durch die Schläge allerdings immer wieder zerstört.

Israel wehre sich gegen Terroristen im Gaza-Streifen und im Südlibanon, so Wadephul, das seien keine "normalen Kombattanten, also normal kriegsführende Parteien. Und beide haben das alleinige Ziel, Israel zu zerstören." Die Situation sei eben auch für Israel eine völlig andere, viel existenziellere, als man sich das in Deutschland vorstellen könne. "Aber was diese Regierung derzeit dort macht, ist eine Politik, die für uns wirklich schwer nachzuvollziehen ist. Und das macht mich sorgenvoll", so Wadephul.

Europa soll vermitteln

Der CDU-Politiker regt eine gemeinsame europäische Initiative im Nahen Osten an - auch wenn er Europa und die westliche Welt in einer "bedauerlichen Situation" sieht: "Amerika ist im Wahlkampf. Und wenn wir ganz ehrlich sind, dann ist weder der französische Präsident noch der deutsche Bundeskanzler, in einer innenpolitisch besonders komfortablen und starken Situation." Dennoch solle sich die EU zusammen mit den Briten aufraffen und eine gemeinsame europäische Initiative starten.

So könnten Olaf Scholz und Emmanuel Macron gemeinsam in die Region reisen und auch mit Netanjahu und den arabischen Staaten zu sprechen - "um dort zu einer Befriedung beizutragen", so Wadephul.

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