Das Wrack eines Autos steht nach einem Unfall auf der Tauentzienstraße in Berlin (Bild: Michael Ukas/dpa)
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Interview - Amtsanwalt fordert Vertragsverbote von PS-starken Autos für junge Fahrer

Wieder gab es in Berlin mutmaßlich ein illegales Autorennen. Am frühen Mittwochmorgen verstarb eine Frau, drei weitere Menschen wurden verletzt, nachdem ein Wagen gegen eine Betonwand gerast war. Oberamtsanwalt Andreas Winkelmann erklärt, wer typischerweise die Fahrer solcher Rennen sind und warum auch Alleinrennen strafbar sind.

In der Berliner City-West auf dem Tauentzien ist offenbar wieder ein Fahrzeug gerast und verunfallt. Eine Frau ist gestorben, der Fahrer des Wagens und zwei weitere Insassen verletzten sich zum Teil lebensgefährlich.

Die Staatsanwaltschaft Berlin werde wegen der massiven Beschädigung am Fahrzeug ein verbotenes Kraftfahrzeugrennen und eine fahrlässige Tötung zu prüfen haben, erklärt Oberamtsanwalt Andreas Winkelmann. Er ist Leiter der Spezialabteilung für Verbotene Kraftfahrzeugrennen bei der Berliner Amtsanwaltschaft.

Anwalt: Wer Rennen gegen sich selbst fährt, macht sich auch strafbar

 

Laut Winkelmann sind auch Alleinrennen seit 2017 strafbar. Dabei fahren Einzelraser Rennen gegen sich selbst. "Wer grob verkehrswidrig, rücksichtlos fährt, in der Absicht eine höchst mögliche Geschwindigikeit zu erreichen, der macht sich ebenso strafbar", so der Anwalt.

Sollten sich die Ermittlungen verdichten, dass es sich im aktuellen Fall um ein verbotenes Kraftfahrzeugrennen mit Todesfolge gehandelt hat, dann drohen dem Täter oder der Täterin ein Jahr bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe.

Illegale Autorennen "männliche Domäne" mit Miet- oder Car-Sharing-Fahrzeugen

 

Winkelmann spricht dabei von einer männlichen Domäne bei illegalen Autorennen. 97 Prozent aller Beschuldigten in Berlin sind demnach männliche Fahrer; jung zwischen 18 und 30 Jahren. Sie benutzen oft hochmotorisierte Mietfahrzeuge oder Car-Sharing. Dabei tun sich oft mehrere junge Männer zusammen, um solch ein Auto übers Wochenende "für einen schmalen Taler" zu mieten, erklärt der Experte.

"Wenn man es nicht gewohnt ist, mit einem solchen hochmotorisierten Fahrzeug umzugehen, ist letztendlich die Katastrophe fast schon vorprogrammiert, wenn man in Folge von zu viel Gas geben, die Kontrolle über das Fahrzeug verliert." Winkelmann fordert Vertragsverbote, um zu verhindern, dass an junge Fahrzeugführer PS-Starke Wagen vermieten werden.

Hintergrund

Schwerer Unfall in Berlin-Charlottenburg

Nach dem tödlichen Verkehrsunfall auf dem Tauentzien in Berlin-Charlottenburg ermittelt die Polizei zur Ursache.

Bisher wird davon ausgegangen, dass es sich um ein sogenanntes "Alleinrennen" handelte. Dabei raste das Auto am frühen Morgen gegen eine Betonwand auf dem Mittelstreifen und fing anschließend Feuer.

Eine Frau starb noch im Fahrzeug. Ein Insasse konnte sich schwerverletzt selbst aus dem Wagen retten. Zwei weitere schwerverletzte Personen waren so stark eingeklemmt, dass die Feuerwehr sie befreien musste.

Zudem wurden mehrere Menschen leicht verletzt, die zufällig vor Ort waren und erste Hilfe leisten wollten.

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