Interview - Lesben- und Schwulenverband: Gruppen-Coming-Out nur ein Teil
Gerade im Sport ist es für Personen aus der LGBTQIA+-Community oft immer noch schwierig, offen zu ihrer Identität zu stehen. Das angestrebte Gruppen-Coming-Out im Fußball am internationalen Tag gegen Homophobie findet Alice Drouin vom Lesben- und Schwulenverband gut und zugleich problematisch.
Ein angestrebtes gemeinsames Coming-Out von Menschen aus der Profi-Fußballwelt hat zwei Seiten - das findet Alice Drouin vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg. Zum einen finde sie diesen Aufruf interessant, zum anderen erzeuge er auch Fragezeichen bei ihr. Das größte Problem: Er "erweckt den Eindruck, dass es ein Anfang sei". Das stimme aber nicht, weil es etwa mit Thomas Hitzlsperger bereits Menschen aus dem Fußball gebe, die sich als schwul geoutet haben.
Kampagne ist Fortführung von begonnenen Coming-Outs
Insofern erscheine die Kampagne etwas als "Sensationalismus", so Drouin. Stattdessen sollte sie aber eine Fortführung sein und den Betroffenen die Sicherheit geben: Du bist nicht allein. Bislang hinderten vor allem die Verbands- und Vereinsstrukturen im Fußball die Menschen daran, sich zu outen. Es gebe Beteuerungen, dass man bunt und offen sei, aber das seien nur Absichtserklärungen, meint Drouin. Der Weg sei noch sehr lang.
Beim Nachwuchsfußball ansetzen
Ihr Wunsch: "Umdenken und Wandel in den Strukturen" vor allem im Profisport. Den Anfang müsse man im Nachwuchsbereich machen und Menschen sensibilisieren, sagt Drouin. Für diesen Freitag, den Internationalen Tag gegen Homophobie, hatte der schwule Ex-Jugendnationalspieler Marcus Urban ein Gruppen-Coming-out im Profifußball angekündigt. In Deutschland hat noch kein aktiver männlicher Fußball-Profi seine Homosexualität öffentlich gemacht.