Die Baustelle eines 65 Meter langen Fernwärmetunnels unter der Seydelstraße in Berlin-Mitte im Jahr 2011 (Bild: picture alliance/Caro/Heinrich)
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Interview - Ökonom: Berliner Fernwärmenetz "wird Riesen-Umbauprojekt"

Das Land Berlin hat sein Fernwärmenetz von Vattenfall zurückgekauft. Doch nun steht der Senat vor der Aufgabe, das Netz auf nachhaltige Energien umzustellen. Der Energieexperte Felix Matthes vom Öko-Institut sagt: Es ist gut, diesen Umbau unter öffentlicher Kontrolle zu haben.

Mit einem Festakt feiert das Land Berlin an diesem Freitag den Rückkauf des Fernwärmenetzes vom schwedischen Energieversorger Vattenfall, das seit Donnerstag offiziell dem Land Berlin gehört. Dazu zählen 10 große Heizkraftwerke und mehr als 100 kleinere Blockheizkraftwerke.

Ziel: Fernwärme aus unterschiedlichen Quellen

 

Nun gehe es darum, das Fernwärmenetz umzubauen - weg von vielen großen Kraftwerken hin zu mehreren Anbietern mit unterschiedlichen Wärmequellen, sagt Umweltökonom Felix Matthes. Matthes ist Forschungskoordinator Energie und Klimapolitik beim Öko-Institut und gehört zur Expertenkommission Energiewende der Bundesregierung.

Abwärme von Industriebetrieben nutzen

 

Der Ökonom rechnet mit einem "Riesen-Umbauprojekt". Umweltschützer kritisieren bisher, dass die Kraftwerke bisher fast vollständig mit Steinkohle und Gas befeuert werden. Industriebetriebe etwa, die Abwärme haben, sollten in den Umbau einbezogen werden, meint Matthes. Es habe Experimente unter Vattenfall gegeben, Solarfelder anzulegen, um warmes Wasser zu erzeugen. "Das Wichtige ist, dass man da Wettbewerb erzeugt." Entscheidend sei auch, denjenigen, die Abwärme anzubieten haben, einen fairen Preis zu geben. "Dann wird sich relativ viel entwickeln."

Monopol Fernwärme liegt nun beim Land

 

Aus Sicht von Matthes ist es wichtig, dass Berlin nun Eigentümer des Fernwärmenetzes ist. Das sei ein Monopol, mit dem man auch "viel Unfug" machen könne; etwa hohe Gewinne zu Lasten der Berlinerinnern und Berliner. Es sei gut, wenn der Umbau unter öffentlicher Kontrolle geschehe.

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