Ein Mann schleppt einen Sack mit Nahrungsmitteln - vorbei an zerstörten Gebäuden.
picture alliance / Anadolu | Dawoud Abo Alkas
Bild: picture alliance / Anadolu | Dawoud Abo Alkas Download (mp3, 7 MB)

Interview - Medico International: Humanitäre Arbeit in Gaza wird immer gefährlicher

Der Tod von sieben ausländischen Helfern im Gazastreifen durch einen israelischen Luftangriff hat international große Empörung ausgelöst. Riad Othman, Nahost-Referent bei Medico International, erklärt die gefährliche Lage für die Hilfskräfte vor Ort.

Nach dem Tod von sieben ausländischen Helfern der Organisation World Central Kitchen im Gazastreifen wächst die internationale Empörung. Die Hilfskräfte waren durch einen israelischen Luftangriff auf einen Konvoi der Hilfsorganisation am Montag getötet worden. In der Folge haben viele humanitäre Organisationen ihre Arbeit in Gaza vorrübergehend eigestellt.

Für Riad Othman, den Nahostreferenten der Hilfs- und Menschrechtsorganisation Medico International, ist humanitäre Arbeit in Gaza zwar weiterhin möglich, wird aber immer schwieriger. Das hätten nicht nur die insgesamt drei Angriffe auf die Konvois der Hilfsorganisation World Central Kitchen gezeigt. So habe etwa auch die UNRWA, das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge, seit dem Beginn des Gaza-Krieges 168 Mitarbeiter verloren.

Angriffe auf Hilfsorganisationen auch im Westjordanland

 

Auch die Mitarbeitenden der Partnerorganisationen von Medico International im Gazastreifen seien inzwischen fast sämtlich selbst zu Binnenflüchtlingen geworden, seien obdachlos, hätten Familienangehörige und Kollegen verloren, schildert Othman. Viele von ihnen säßen ohne Ausweg zwischen der israelischen Armee und dem Mittelmeer im Südwesten Gazas fest, würden dort aber weiter Hilfe leisten mit den spärlichen Mitteln, die ihnen noch bleiben.

Doch nicht nur im Kriegsgebiet werde die Arbeit der Hilfskräfte immer gefährlicher, erklärt der Nahost-Experte. "Wir haben das gesehen mit 412 Angriffen gegen Gesundheitseinrichtungen, darunter Ambulanzen seit dem 7. Oktober und das ist in Gaza, in der Westbank ist das übrigens noch mehr, da sind es 450 Angriffe." Inzwischen gehöre es leider zum Alltag in den palästinensischen Gebieten, dass geschützte Einrichtungen und geschütztes Personal angegriffen werden.