In einer Kantine teilt ein Mitarbeiter das Essen aus.
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Interview - Küchenchef: Gesündere Versorgung braucht Motivation

Die Ernährung in Deutschland soll gesünder, vielseitiger und ökologischer werden. Das ist Ziel der Ernährungsstrategie der Bundesregierung. Besonders in den Blick genommen werden Großküchen. Peter Frühsammer, Küchenchef des Ernst von Bergmann Klinikums in Bad Belzig, sagt: "Wir müssen es machen, es ist ganz einfach."

Früher war Peter Frühsammer Sternekoch. Doch seit einigen Jahren ist er Küchenchef des Ernst von Bergmann Klinikums in Bad Belzig (Landkreis Potsdam-Mittelmark). In der Großküche hat er einige Veränderungen angestoßen, um auch in einem Krankenhaus frisches und gesundes Essen anbieten zu können. Convenience-Lebensmittel gebe es etwa gar nicht mehr. "Man muss es wollen, dann klappt das im Team. (...) Es funktioniert, nur jeder muss ein bisschen motivierter sein. "

Die Debatte um die Ernährungsstrategie, die die Bundesregierung plant, sei "zu aufgesetzt",
findet Frühsammer. "Wir müssen es machen, es ist ganz einfach", sagt er. Für jeden Haushalt gelte: "Eigentlich müsste man eine Wochenmarkt-Küche machen und nicht im Supermarkt einkaufen." Was es dort gebe, habe dann die richtige Zeit.

Frühsammer: Immer mehr Großküchen wollen gesünder kochen

 

Besonders in Großküchen etwa in Schulen oder Krankenhäusern hätten die Mitarbeiter eine hohe Verantwortung, da die Menschen dort auf die Versorgung angewiesen seien - "die müssen das essen, was wir ihnen auf den Teller legen". Die Köche hätten die Chance, etwas zu verändern - hin zu einer gesünderen Küche. "Ich will und immer mehr meiner Kollegen wollen auch".

Hintergrund

Özdemir wirbt für gesünderes Essen in Kantinen

Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) hat für gesünderes Essen in Schulen, Kitas und Kantinen geworben. "Essen entscheidet über Lebenschancen. Das fängt bei den Kleinsten an", sagte er in einer Debatte zur Ernährungsstrategie der Regierung am Donnerstag im Bundestag. "Deshalb sollten es möglichst alle leicht haben, gut und gesund zu essen, wenn sie es denn wollen." Dies solle unabhängig von Herkunft, Wohnort und Geldbeutel der Eltern möglich sein und stärker unterstützt werden.

In Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung gingen täglich 17 Millionen Menschen essen, davon gut sechs Millionen Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen, erläuterte Özdemir. Was da auf den Teller komme, sei "eine Riesenchance". Die Ernährung in Deutschland wandele sich - nicht weil er oder seine Amtsvorgänger dies verordnet hätten, sondern weil die Leute für sich selber das Beste wollten. "Sie achten stärker auf die Gesundheit, auf die Umwelt, auf das Wohl von Tieren. Viele essen heute weniger, aber dafür ganz bewusst Fleisch." Der Minister wandte sich gegen einen "Kulturkampf ums Essen", der niemandem helfe.

Das Kabinett hatte im Januar eine Ernährungsstrategie beschlossen. Sie zielt unter anderem auf weniger Zucker, Fett und Salz im Essen - vor allem für Kinder - und auch auf mehr pflanzenbasiertes Essen mit weniger Fleisch. Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte, die Regierung habe in ihrer Strategie zwar viele hehre Ziele aufgeschrieben, benenne aber kaum wirkungsvolle Maßnahmen, wie diese erreicht werden können. dpa

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