Blick auf die ehemalige Goebbels-Villa auf dem Gelände der ehemaligen Jugendhochschule der Freien Deutschen Jugend (FDJ) am Bogensee bei Wandlitz (Kreis Barnim).
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Interview - Historischer Gebäudekomplex am Bogensee: Abriss droht

Am Bogensee bei Wandlitz (Kreis Barnim) stehen bedeutende historische Gebäude: die sogenannte "Goebbels-Villa" aus der NS-Zeit und die frühere FDJ-Jugendhochschule aus der DDR-Zeit. Über die Zukunft des Areals wird gestritten - es droht der Abriss. Das wäre "unverantwortlich", sagt Steffen Skudelny von der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz.

Das gesamte Areal gehört dem Land Berlin. Es kostet viel Geld, das Gelände zu sichern. Berlin drängt deswegen auf eine Entscheidung, was mit den Flächen und den Gebäuden geschehen soll. Da bisher kein Investor gefunden wurde, steht der Abriss im Raum. Auch der Bau von bis zu 4000 Wohnungen wird diskutiert. Doch der Landkreis Barnim erklärt, für so viel neuen Wohnraum gebe es keine ausreichende Infrastruktur.

Aus seiner Sicht müsse alles erhalten werden, "was Spuren zu der früheren Entstehungsgeschichte und Nutzung des Areals zum Ausdruck bringt", erklärt Steffen Skudelny, Vorstandsmitglied der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Es gehe dabei um die Grundsubstanz der Anlage und der architektonischen Ausdrucksform.

Wohnraum oder Bildungsstandort?


Es sei grundsätzlich denkbar, die Gebäude künftig anders zu nutzen als in früheren Jahrzehnten, etwa als Wohnraum, sagt Skudelny. Allerdings wäre der Wunsch des Landkreises Barnim, das Areal wieder zu einem Bildungs- und Wissenschaftsstandort zu machen, praktikabler. "Umso näher die zukünftige Nutzung an der ursprünglichen Nutzung ist, umso einfacher ist es, die in die Substanz aufzunehmen."

Neben dem historischen Wert der Gebäude spreche auch die Frage der Nachhaltigkeit dafür, das Areal zu bewahren, betont der Denkmalschützer. "Wir haben hier eine gebaute Substanz und die Weiternutzung ist eine Möglichkeit, um nachhaltig mit geringem Energieverbrauch Bausubstanz herzustellen."

"Kritische Denkmäler werden zu oft weggeräumt"


Die Suche nach einem Investor gestalte sich wohl auch wegen der politischen Kontexte so schwierig, vermutet Skudelny. "Es wird sehr ernst abgewogen, dass es nicht in einem falschen Zusammenhang weiter genutzt wird, sondern dass man es praktisch als Mahnmal und kritisches Denkmal sieht", erklärt er. "Gerade solche Denkmäler haben aus meiner Sicht eine Berechtigung. Sie werden viel zu oft weggeräumt." Das gelte insbesondere für architektonische Zeugnisse der DDR-Geschichte.

Einen Abriss lehnt der Denkmalschützer entschieden ab. "Es wäre unverantwortlich, das Gelände abzureißen und zu vernichten", meint Skudelny. "Es würde gegen das Denkmalschutzgesetz sprechen und auch gegen den gesellschaftlichen Wert des Kulturerhalts."

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