Trockener Boden in den Händen eines Mannes.
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Interview - Klimaexperte: Wir müssen Starkregen dringend speichern

In Potsdam findet in dieser Woche die 13. Deutsche Klimatagung statt. Europa erhitzt sich immer schneller, sagt Frank Böttcher, Vorsitzender der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft. Um Dürren abzumildern komme es nun auch darauf an, Starkregen zu speichern.

Der Wetter- und Klimaexperte Frank Böttcher, Vorsitzender der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft, drängt darauf, dass wir Städte und Gemeinden fit machen für Hitze und Starkregen. Klar sei: Die Erwärmung geht schneller voran als noch in den letzten Jahrzehnten. Es sei nicht mehr auszuschließen, dass wir noch vor 2050 die 3 Grad-Marke erreichten. Das bedeute: "Wir müssen reagieren, wir müssen uns anpassen."

Zahl der 30-Grad-Tage fast verdoppelt

 

Man könne die Veränderungen der Erderwärmung auch schon in Berlin und Brandenburg sehen, so Böttcher. In den letzten 30 Jahren habe sich die Zahl der 30-Grad-Tage fast verdoppelt. Wir müssten uns einstellen auf "mehr Dürren, mehr Starkregen, mehr Hitze". Doch der Umbau unserer Städte, Gemeinden und Kommunen gehe zu langsam voran, meint der Meteorologe.

Starkregen speichern, Gebäude auf Hitze vorbereiten

 

Hilfreich sei es, Starkregen nicht nur als Katastrophe zu sehen, sondern auch "als Chance". Das Wasser müsse gespeichert werden können, um es in Dürreperioden nutzen zu können, sagt Böttcher. Zudem müssten wir "Wasser von den Dächern herunter bekommen" - mit Hilfe neuer Abflusssysteme und und Speicherungen. Gebäude sollten wir vorbereiten: Anthrazit-Fensterrahmen etwa seien nicht gut geeignet, weil sie sich stark erhitzen und die Fenster reißen könnten.

Physikalisch das Klimasystem gut verstanden - nun danach handeln

 

"Ich glaube, wir sind zu träge", fasst Böttcher zusammen. Hoffnung mache ihm aber, dass "wir das Klimasystem physikalisch im Grund genommen sehr gut verstanden haben". Es gebe eine gute Planungsgrundlage - man wisse, was komme. Nun müsse man auch mal ganz anders denken und Innovationen im Umgang mit der Erderwärmung zulassen.