Vor einem Militärfahrzeug liegen Rucksäcke und Gewehre (Bild: picture alliance / ZB | Arno Burgi)
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Interview - Rüstungsexperte zur Bundeswehr: Geld nicht immer richtig ausgegeben

Laut dem Wehrbericht gibt es trotz des Sondervermögens noch große Lücken bei Großgeräten und Ersatzteilen bei der Bundeswehr. Rüstungsexperte Michael Brzoska erklärt, was sich bisher verbessert hat und wo er noch Optimierungsbedarf sieht.

Laut dem Jahresbericht der Wehrbeauftragten des Bundestags Eva Högl (SPD) fehlt es der Bundeswehr an Munition, Ersatzteilen und Großgerät wie Panzer und Flugabwehrsystemen. Michael Brzoska vom Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik Universität Hamburg erklärt, grundsätzlich habe sich seit der Zeitenwende die Finanzlage der Bundeswehr verbessert.

So sei schon viel Geld für Großwaffensystem ausgegeben worden. Zudem werde "in den nächsten Jahren eine Menge an neuem Material für die Bundeswehr zur Verfügung stehen". Das Beschaffungsamt arbeite inzwischen schneller.

Konfliktforscher: Bundeswehr als hierchischer Aparat relativ unflexibel

 

Dennoch gebe es weiter das Problem, dass das Amt überlastet sei, da nicht alle Stellen besetzt seien, so Brzoska. Zudem sei es auch für kleine Beschaffungsmengen zuständig. Laut dem Rüstungsexperten könnte man den Kommandeuren vor Ort dafür mehr Verantwortung auftragen.

"Die Dezentralität bei der Bundeswehr, die kann deutlich verbessert werden - das betrifft Entscheidungen über Geld, das betrifft Entscheidungen über Personal." Insgesamt sei die Bundeswehr als hierchischer Aparat relativ unflexibel, so Brzoska. Durch eine Umstellung des Beschaffungsamtes von einer Behörde zu einer Agentur könnte diese freier agieren.

 

Rüstungsexperte Brzoska: Geld ist nicht das vorrangige Problem

 

"Aktuell ist das Geld nicht das vorrangige Problem, vielleicht wird es nicht immer richtig ausgegeben", sagt der Experte. Das Sondervermögen hätte man demnach mehr für die Beseitigung der aktuellen Probleme investieren können. Außerdem sei noch unklar, wie das Zwei-Prozent-Ziel der Nato nach dem Auslaufen des Sondervermögens sichergestellt werden könne.

Um mehr junge Menschen für die Bundeswehr zu begeistern, müssten sich die Arbeitsbedingungen für die Soldatinnen und Soldaten verbessern. "Vieles hat zu tun mit Hierarchien in der Bundeswehr, mit überkommenen Vorstellungen darüber, wie man das Leben in der Bundeswehr organisiert. Ich denke, da ist ein erheblicher Spielraum", sagt Brzoska.

Hintergrund

Wehrbericht zeigt Probleme bei Bundeswehr

Die Bundeswehr hat trotz der Investitionen des Sondervermögens weiter große Probleme.

Das geht aus dem Jahresbericht der Wehrbeauftragten des Bundestages, Eva Högl (SPD), hervor. Bei Großgeräten und Ersatzteilen gibt es demnach Lücken, die durch die Abgaben an die Ukraine noch vergrößert werden. Die Bundeswehr sei durch die Vielzahl der Aufgaben an der Belastungsgrenze. Es fehlt an Nachwuchs, 18 Prozent der freien Stellen sind unbesetzt.

Högl warnt, dass der Wehretat 2027 um Milliarden erhöht werden müsste, um das Zwei-Prozent-Ziel der Nato zu erreichen.