Interview - Rohstoff-Experte Schmidt: Müssen eine gewisse Autarkie hinbekommen
Woher kommt das Lithium für die E-Auto-Batterien? Woher das Silizium für die Solarindustrie? Am ARD-Thementag "Unsere Erde – Kampf um Rohstoffe" sprechen wir mit Michael Schmidt von der Deutschen Rohstoffagentur über die Rohstoffabhängigkeit der EU von Drittstaaten und wie sie abgebaut werden kann.
Woher kommt das Lithium für die E-Auto-Batterien, die in der EU produziert werden sollen? Woher das Silizium für die Solar- und Halbleiterindustrie? Die EU ist bei der Versorgung mit wichtigen Rohstoffen bisher abhängig von China und anderen Drittstaaten. Durch ein neues Regelwerk soll sich das bis 2030 grundlegend ändern. Es sieht vor, die Veredelung, Verarbeitung und das Recycling kritischer Rohstoffe in Europa zu fördern.
Auch in Deutschland sind Unternehmen, die für ihre Produkte sogenannten kritische Rohstoffe wie Lithium oder Silizium benötigen, aktuell darauf angewiesen, diese auf dem Weltmarkt zu bekommen, erklärt Michael Schmidt von der Deutschen Rohstoffagentur. "Wir haben momentan gar keinen Bergbau für diese mineralischen Rohstoffe." Im schlimmsten Fall würde das für deutsche Unternehmen höhere Kosten und sinkende Wettbewerbsfähigkeit bedeuten.
Bergbau in Europa soll beim Erreichen der Klimaziele helfen
Schmidt, der mit seiner Bundesanstalt vor allem das Wirtschaftsministerium berät, begrüßt deswegen die Pläne der EU, bei der Rohstoffversorgung unabhängiger von Drittstaaten und dem Weltmarkt zu werden. "Das sind sehr ambitionierte Ziele, die die Industrie vor große Herausforderungen stellen, aber wir brauchen diese hochgesteckten Ziele."
Der Rohstoffexperte ist sich bewusst, dass neue Bergbau-Projekte in der EU nur schwer durchzusetzen sind. Trotzdem müsse die EU wieder eine gewisse Autarkie bei bestimmten Rohstoffen erreichen. So könne etwa in Deutschland der Batterierohstoff Lithium gewonnen werden. Auch Nickel, Kobalt und Mangan könnten in Europa abgebaut werden.
Letztlich diene der Abbau in Europa auch den Klimazielen der EU, erklärt Schmidt. "Alle Rohstoffe, die wir in Europa für Europa gewinnen, müssen wir nicht in Drittländern fördern, unter möglicherweise bedenklichen Bedingungen, und wir müssen sie nicht importieren und damit lange Transportwege in Kauf nehmen."