Die Anzeige 'Hier kein Zugverkehr! Out of Service!' leuchtet auf im U-Bahnhof am Zoologischen Garten in Berlin. Am Freitag, dem 1. März 2024, wird noch bis 14:00 Uhr bei der BVG gestreikt, auch bei mehreren Brandenburger Verkehrsunternehmen haben die Beschäftigten die Arbeit niedergelegt.
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Interview - Arbeitskämpfe: Tarifexperte sieht "Risiko einer Eskalation"

In Berlin und Brandenburg wird in mehreren Verkehrsunternehmen gestreikt und auch die Lokführergewerkschaft GDL droht mit neuen Arbeitsniederlegungen. Das sei keine außergewöhnliche Situation, sagt Hagen Lesch vom Institut der Deutschen Wirtschaft. Aber sie könne leicht eskalieren.

Angesichts der Krisen in Vergangenheit und Gegenwart schätzt Tarifexperte Hagen Lesch die Wahrscheinlichkeit einer Eskalation bei den schwelenden Tarifkonflikten als vergleichsweise hoch ein. Die Menge der Streiks und Warnstreiks sei nicht ungewöhnlich hoch und kein spezifisches Phänomen dieses Winters. Aber: "Wir haben es mit einer längeren Phase jetzt zu tun."

Tarifkonflikt befeuert durch Krisen

 

Befeuert würden die Konflikte durch Corona- und Energie-Krise und die hohe Inflation, so Lesch, der am Institut der Deutschen Wirtschaft arbeitet, das von Verbänden und Unternehmen der Wirtschaft finanziert wird. Sowohl Unternehmer als auch Arbeitnehmer seien betroffen. "Das Risiko einer Eskalation ist momentan sehr hoch."

Fachkräftemangel stärkt Gewerkschaften den Rücken

 

Die Gewerkschaften gingen mit hohen Lohnforderungen in die Verhandlungen hinein - denn die Kaufkraft solle wieder steigen. Der Fachkräftemangel stärke ihnen den Rücken, so Lesch. "Die Gewerkschaften nutzen die Gunst der Stunde." Umgekehrt sorgten sich die Unternehmen vor einem hohen Kostendruck, der sich letztlich negativ auf die Konjunktur auswirken könnte. "Man muss einen für beide Seiten tragfähigen Kompromiss finden."

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