Interview - Aktivistin zu Nawalnys Tod: "Das ist ein Riesenverlust"
Der Tod des russischen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny hat weltweit für Bestürzung gesorgt. Die Menschenrechtsaktivistin Irina Scherbakowa beschreibt, warum der Oppositionelle in die Geschichte eingeht. Sie sagt: "Es gibt absolut keinen Ersatz, was Charisma betrifft und Stärke."
Die Historikerin und Menschenrechtsaktivistin Irina Scherbakowa bezeichnet den Tod des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny als "stärkste politische Geste, die man machen konnte." Scherbakowa ist Mitgründerin der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial.
"Es war ja sowieso klar, dass er in die Geschichte eingeht, mindestens seitdem er nach Russland zurückgekehrt ist", so Scherbakowa. Jetzt sei er ein Sinnbild für einen Menschen, der "für seine Sache auch bereit ist zu sterben". Dennoch habe er sich nie wie ein Märtyrer aufgeführt, sondern vielmehr Witze gemacht habe. Selbst bei seiner Verhaftung oder im Gericht sei er nicht mit ernsthafter, tragischer Mine aufgetreten, sondern mit Humor.
Die Aktivistin erinnert an Nawalnys Botschaft, die aus einer Dokumentation stammt. Auf die Frage, welche Botschaft er hätte, wenn er stirbt, antwortete der Kreml-Kritiker: "Gebt nicht auf und habt keine Angst."
Nawalnys Tod sei ein unglaublicher Verlust nicht nur für die Opposition in Russland. Aber auch für die Menschen, die für ein schönes, freies Russland ohne Putin kämpfen wollen, dort leben wollen. "Das ist natürlich ein Riesenverlust", sagt Scherbakowa. So eine Figur sei ohne selten in der Politik. "Es gibt absolut keinen Ersatz, was Charisma betrifft und Stärke."
Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sagt die Menschenrechtsaktivistin: "Das muss man immer Kopf haben. Wenn man diese Friedensverhandlungen beschwört, mit wem man das verhandelt: eigentlich mit einem mörderischen Regime."