In einer Gerichtsverhandlung im Jahr 2021 formt Oppositionspolitiker Alexej Nawalny mit seinen Händen ein Herz.
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Interview - Aktivistin zu Nawalnys Tod: "Das ist ein Riesenverlust"

Der Tod des russischen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny hat weltweit für Bestürzung gesorgt. Die Menschenrechtsaktivistin Irina Scherbakowa beschreibt, warum der Oppositionelle in die Geschichte eingeht. Sie sagt: "Es gibt absolut keinen Ersatz, was Charisma betrifft und Stärke."

Die Historikerin und Menschenrechtsaktivistin Irina Scherbakowa bezeichnet den Tod des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny als "stärkste politische Geste, die man machen konnte." Scherbakowa ist Mitgründerin der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial.

"Es war ja sowieso klar, dass er in die Geschichte eingeht, mindestens seitdem er nach Russland zurückgekehrt ist", so Scherbakowa. Jetzt sei er ein Sinnbild für einen Menschen, der "für seine Sache auch bereit ist zu sterben". Dennoch habe er sich nie wie ein Märtyrer aufgeführt, sondern vielmehr Witze gemacht habe. Selbst bei seiner Verhaftung oder im Gericht sei er nicht mit ernsthafter, tragischer Mine aufgetreten, sondern mit Humor.

Die Aktivistin erinnert an Nawalnys Botschaft, die aus einer Dokumentation stammt. Auf die Frage, welche Botschaft er hätte, wenn er stirbt, antwortete der Kreml-Kritiker: "Gebt nicht auf und habt keine Angst."

Nawalnys Tod sei ein unglaublicher Verlust nicht nur für die Opposition in Russland. Aber auch für die Menschen, die für ein schönes, freies Russland ohne Putin kämpfen wollen, dort leben wollen. "Das ist natürlich ein Riesenverlust", sagt Scherbakowa. So eine Figur sei ohne selten in der Politik. "Es gibt absolut keinen Ersatz, was Charisma betrifft und Stärke."

Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sagt die Menschenrechtsaktivistin: "Das muss man immer Kopf haben. Wenn man diese Friedensverhandlungen beschwört, mit wem man das verhandelt: eigentlich mit einem mörderischen Regime."

Hintergrund

Nawalnys Team bestätigt seinen Tod

Das Team des Kremlgegners Alexej Nawalny hat dessen Tod bestätigt.

Das teilte eine Sprecherin von Nawalny im Internet mit und berief sich dabei auf Nawalnys Mutter. Diese soll in das Straflager im Norden Russlands gereist sein.

Bei Versammlungen zum Gedenken an den verstobenen Oppositionspolitiker sind in Russland nach Angaben von Menschenrechtlern inzwischen mehr als 110 Menschen festgenommen worden.

Allein in St. Petersburg hätten die Behörden bis zum Samstagmorgen 69 Menschen festgesetzt, teilte die Bürgerrechtsplattform OVD-Info mit.

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Der russische Kreml-Kritiker Alexej Nawalny bei einer Gerichtsverhandlung im Jahr 2021.
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