Interview - Wadephul (CDU) zur Situation im Nahen Osten: Druck über arabische Staaten ausüben
Der CDU-Außenpolitiker Johann Wadephul hat Friedrich Merz auf seiner Israel-Reise begleitet. Trotz der internationalen Kritik an der geplanten Offensive in Rafah sagt er: Deutschland bleibe solidarisch mit Israel. Eine Feuerpause hält er für dringend notwendig.
Seit Tagen gibt es international Kritik an den Plänen Israels, auch in die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens einmarschieren zu wollen. Israel sagt, das sei dringend notwendig, um die Kommandostrukturen und die letzten Kampfeinheiten der Hamas zu zerstören. Der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffith warnt vor einem "Gemetzel". Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), die gerade in Israel zu Besuch ist, spricht von einer "humanitären Katastrophe mit Ansage".
"Riesiges Dilemma"
Eine Delegation der Unionsfraktion ist gerade aus Israel zurückgekehrt. Neben Friedrich Merz war auch der CDU-Außenpolitiker Johann Wadephul dabei. Trotz der Kritik an Israels geplanter Offensive sagt er: "Wir halten Kurs und unterstützen Israel." Dennoch könne Israel nicht ohne weiteres Rafah angreifen. Die Stadt hat eigentlich rund 300 000 Einwohner. Seit Israels Militäreinsatz im Gazastreifen ist die Zahl auf schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen gestiegen. "Das ist wirklich ein riesiges Dilemma", sagt Wadephul.
Das Ziel müsse weiterhin sein, die Hamas zu besiegen, so der Außenpolitiker. Dennoch unterstütze er die Forderung der USA und Deutschlands, eine Feuerpause einzurichten, um humanitäre Hilfe im Gaza-Streifen leisten zu können. Diese Hilfen seien dringend notwendig.
Katar als wichtiger Mittler
Dass Netanjahu die Verhandlungen über die Freilassung weiterer Geiseln jüngst abgebrochen hat, sieht Wadephul nicht kritisch: "Das würde ich nicht überbewerten", sagt der CDU-Politiker. Er sieht darin vor allem eine taktische Maßnahme, denn die Hamas würde mit Maximalforderungen in die Verhandlungen gehen.
Einfluss nehmen könne Deutschland durch Gespräche mit anderen Ländern: "Den Druck übt man über arabische Staaten wie Katar auf", so Wadephul. Der Golfstaat habe Einfluss auf die Hamas und sei gleichzeitig um ein gutes Verhältnis zu Europa bemüht. Mit Blick auf den laufenden Besuch der Bundesaußenministerin sagt der CDU-Politiker: "Ich hoffe, dass Frau Baerbock die Gelegenheit nutzt, auch in andere Staaten in der Region zu reisen und entsprechende Gespräche zu führen."