Interview - KaDeWe-Pleite: 40 Millionen Euro Miete "einfach zu viel"
Als Teil der strauchelnden Signa-Gruppe hat nun auch das Berliner Kaufhaus des Westens einen Insolvenzantrag gestellt. Wirtschaftswissenschaftler Gerrit Heinemann sagt, durch Mieten von 13 Prozent vom Umsatz sei beim KaDeWe einfach nichts mehr übrig geblieben.
Die Miete des KaDeWe in Berlin habe nach deutlichen Erhöhungen durch den Immobilienunternehmer Signa Holding bei etwa 40 Millionen Euro im Jahr gelegen, berichtet Gerrit Heinemann, Wirtschaftswissenschaftler an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach. "Und das ist für einen Dinosaurier, denn die Warenhäuser sind ja die älteste Betriebsform, einfach zu viel. Das schafft er einfach nicht."
Beim KaDeWe habe die Miete 13 Prozent vom Umsatz ausgemacht. Heinemann sagt: "Zehn Prozent gilt schon als zu hoch. Eher sieben, fünf Prozent wären ideal." Dennoch sei Umsatz nicht alles, man müsse auch Rendite machen. "Unterm Strich blieb beim KaDeWe nichts übrig."
Heinemann: Signa hat Schneeballsystem durch hohe Mieten in Gang gesetzt
Die Signa Holding habe die Mieten erhöht, um so auch den Immobilienwert zu steigern, um so wiederum Kredite aufnehmen zu können. "Das war ja auch eine Art Schneeballsystem, was dadurch auch gesetzt wurde. Und das hat so lange funktioniert, wie die Signa-Gruppe an Kredite kam", erklärt der Wirtschaftswissenschaftler.
Wirtschaftswissenschaftler: KaDeWe wird sich selbst regulieren, ohne Eingriff der Politik
Dennoch betont Heinemann: "Ich denke, dass sich auch vor allem durch das Insolvenzverfahren das Thema regulieren wird, ohne dass die Politik eingreifen muss." Nach Ansicht der Experten werden die thailändischen Miteigner der Familie Chirathivat Druck machen, die Mieten zu reduzieren. Zudem gebe es ein Drohpotential der Rückabwicklung.