Das Logo der UN-Organisation für Palästina-Flüchtlinge UNRWA ist auf einem Smartphone zu sehen (Bild: picture alliance / NurPhoto / Jonathan Raa)
picture alliance / NurPhoto / Jonathan Raa
Bild: picture alliance / NurPhoto / Jonathan Raa Download (mp3, 9 MB)

Interview - Entwicklungsexperte: Terror-Helfer bei UNRWA "schockierend"

Mindestens zwölf Menschen des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA sollen der Hamas bei dem Angriff auf Israel geholfen haben. Markus Loewe, Experte für Entwicklungszusammenarbeit, überraschen die Enthüllungen nicht - es sei ein strukturelles Problem in einem repressiven System.

Als Reaktion auf die bekannt gewordene Beteiligung von mindestens zwölf UNRWA-Mitarbeitern am Hamas-Überfall auf Israel haben viele Geberländer Zahlungen an das UN-Palästinenserhilfswerk gestoppt - darunter Deutschland. "Was da jetzt zu Tage tritt, ist schockierend", sagt Markus Loewe, Projektleiter beim Deutschen Institut für Entwicklungszusammenarbeit. Das müsse Konsequenzen haben - und eine Reform. Das Hilfswerk arbeite grundsätzlich sehr unter Druck der Hamas.

UNRWA-Hilfswerk unter Druck von Hamas

 

Allerdings warnt Loewe auch davor, voreilige Schlüsse zu ziehen - etwa aus der Zahl, die das US-Magazin "Wallstret Journal" nun veröffentlich hat. Demnach sollen rund zehn Prozent der Beschäftigten Verbindungen zum Terrorismus haben - und damit mehr als bisher bekannt. Auch er gehe davon aus, dass es mehr als die zwölf Beschäftigen seien, die mit der Hamas zusammengearbeitet hätten, so Loewe. Aber man müsse die Untersuchungen abwarten. Es sei ein strukturelles Problem in einem repressivem System. "Keine Kontrolle ist perfekt."

Experte: Andere Organisation kann in dieser Krise nicht einspringen

 

Das UNRWA-Hilfswerk sei für Bildung, Gesundheit und humanitäre Hilfe da. In dieser Krisensituation gehe es vor allem um die Versorgung mit Wasser, Lebensmitteln und Medizin. "Wenn jetzt noch weniger kommt, werden Menschen buchstäblich sterben", sagt Loewe. Eine andere Organisation, die einspringen könnte, sieht der Experte nicht. Es brauche Zeit, die Strukturen aufzubauen.

Hintergrund

UNRWA: Berlin und EU wollen Aufklärung

Deutschland und die EU fordern, dass die Vorwürfe gegen das Palästinenserhilfswerk UNRWA zügig aufgeklärt werden.

Hintergrund sind Berichte, wonach Mitarbeiter der UN-Organisation am Massaker der Hamas gegen Israel beteiligt waren. Mehrere Beschuldigte wurden deswegen bereits entlassen. Ihnen drohen strafrechtliche Konsequenzen.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin nannte die Vorwürfe erschreckend. Die humanitäte Hilfe für die Palästinenser gehe aber weiter. Einige Staaten haben wegen der Vorwürfe ihre Zahlungen an das Hilfswerk ausgesetzt.

Auch auf rbb24inforadio.de

Die logistische Basis des UNRW in Rafah im Dzember 23
picture alliance/Anadolu/Abed Zagout

Newsjunkies - Hilfsgelder für Terroristen? UN Hilfe für Palästinenser in der Kritik

Zwölf Mitarbeiter der UN-Hilfsorganisation UNRWA sollen an dem Hamas-Überfall auf Israel im Oktober beteiligt gewesen sein. Sagt Israel. Die meisten Geberländer frieren daraufhin ihre Zahlungen ein. Auch Deutschland. Die Kritik an der Palästinenserhilfsorganisation ist nicht neu. Gehört sie jetzt auf den Prüfstand? Und was bedeutet das für die 2 Mio Menschen im Gaza Streifen? Hendrik Schröder und Christoph Schrag mit den Zusammenhängen.