Interview - Entwicklungsexperte: Terror-Helfer bei UNRWA "schockierend"
Mindestens zwölf Menschen des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA sollen der Hamas bei dem Angriff auf Israel geholfen haben. Markus Loewe, Experte für Entwicklungszusammenarbeit, überraschen die Enthüllungen nicht - es sei ein strukturelles Problem in einem repressiven System.
Als Reaktion auf die bekannt gewordene Beteiligung von mindestens zwölf UNRWA-Mitarbeitern am Hamas-Überfall auf Israel haben viele Geberländer Zahlungen an das UN-Palästinenserhilfswerk gestoppt - darunter Deutschland. "Was da jetzt zu Tage tritt, ist schockierend", sagt Markus Loewe, Projektleiter beim Deutschen Institut für Entwicklungszusammenarbeit. Das müsse Konsequenzen haben - und eine Reform. Das Hilfswerk arbeite grundsätzlich sehr unter Druck der Hamas.
UNRWA-Hilfswerk unter Druck von Hamas
Allerdings warnt Loewe auch davor, voreilige Schlüsse zu ziehen - etwa aus der Zahl, die das US-Magazin "Wallstret Journal" nun veröffentlich hat. Demnach sollen rund zehn Prozent der Beschäftigten Verbindungen zum Terrorismus haben - und damit mehr als bisher bekannt. Auch er gehe davon aus, dass es mehr als die zwölf Beschäftigen seien, die mit der Hamas zusammengearbeitet hätten, so Loewe. Aber man müsse die Untersuchungen abwarten. Es sei ein strukturelles Problem in einem repressivem System. "Keine Kontrolle ist perfekt."
Experte: Andere Organisation kann in dieser Krise nicht einspringen
Das UNRWA-Hilfswerk sei für Bildung, Gesundheit und humanitäre Hilfe da. In dieser Krisensituation gehe es vor allem um die Versorgung mit Wasser, Lebensmitteln und Medizin. "Wenn jetzt noch weniger kommt, werden Menschen buchstäblich sterben", sagt Loewe. Eine andere Organisation, die einspringen könnte, sieht der Experte nicht. Es brauche Zeit, die Strukturen aufzubauen.