Symbolbild: Caritas-Verband
dpa
Bild: dpa Download (mp3, 8 MB)

Interview - Caritas-Präsidentin: Sparpläne der Ampel gefährden soziale Sicherung

Die Bundesregierung plant für den neuen Haushalt deutlich weniger Geld im Sozialsektor ein, etwa für Freiwilligendienste, Langzeitarbeitslose oder die Beratung von Migranten. Die Präsidentin des Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, sieht dadurch das soziale Netz in Deutschland in Gefahr.

Am Mittwoch wollen die deutschen Sozialverbände in Berlin gegen den geplanten Sparkurs der Bundesregierung im Sozialsektor protestieren. Für Freiwilligendienste, Langzeitarbeitslose, die Unterstützung von Familien oder auch die Beratung von Geflüchteten soll im neuen Bundeshaushalt deutlich weniger Geld zur Verfügung gestellt werden.

Eva Maria Welskop-Deffaa, die Präsidentin des Caritasverbandes, sieht den Sparkurs der Ampelregierung als Bedrohung für das soziale Netz in Deutschland. "Es geht nicht um zwei Euro mehr oder weniger. Sondern die Dimensionen, in denen die Bundesregierung sparen will, gefährden wirklich die Struktur unserer sozialen Sicherung insgesamt." Deswegen gehe man jetzt auch zum Protest auf die Straße.

Krisenzeiten der falsche Moment für Sparkurs

 

Die Caritas-Präsidentin nennt als Beispiel die geplanten Kürzungen in der Migrationsberatung. In Deutschland gebe es aktuell etwa 1300 Beratungsstellen, die eine spezialisierte Beratung für Menschen anbieten, die sich ohne Erklärungen und Übersetzungen nicht in unserem Hilfesystem zurechtfinden würden. "Wir erreichen in diesen 1300 Beratungsstellen pro Jahr etwa 550 000 Menschen, die Hilfe suchen. Und da sollen jetzt 30 Prozent gekürzt werden. Das ist jetzt Mathematik, auszurechnen, wie viele Beratungsbedürftige da außen vor blieben."

Es sei zwar richtig, genauer hinzuschauen, wo gespart werden könne, sagt Welskop-Deffaa. "Aber wir leben in einer Zeit sich gegenseitig überlagernder Krisen. Wir haben die Corona-Folgen noch nicht bewältigt. […] Wir haben eine Zunahme von psychischen Belastungen bei Jugendlichen. Das ist messbar. Wir haben einen demografischen Wandel, wo die Zahl der Pflegebedürftigen zunimmt." In einer solchen Phase drastisch am sozialen Sicherungsnetz zu sparen, sei grundlegend falsch, so die Caritas-Präsidentin.

Auch auf rbb24inforadio.de