Interview - Lehrer Can: Jugendliche sind durch Nahost-Krieg überfordert
Seit dem Terrorangriff der Hamas ist der Nahost-Konflikt auch Thema auf Berliner Schulhöfen. Mehmet Can, Lehrer an der Rütli Schule in Berlin-Neukölln, sieht eine große Überforderung bei seinen Schülern, mit der Emotionalität des Konflikts umzugehen.
Der Krieg in Nahost ist längst auch an den Schulen in Berlin angekommen. Nach dem Wunsch der Bildungsverwaltung soll der Konflikt deswegen auch im Unterricht thematisiert werden. An der Neuköllner Rütli Gemeinschaftsschule ist das schon lange der Fall. Dort gibt es seit sechs Jahren einen Wahlpflichtkurs Israel-Palästina, zu dem auch eine Reise nach Israel gehört.
Mehmet Can, Geschichtslehrer an der Rütli-Schule, sieht aktuell eine große Überforderung seiner Schülerinnen und Schüler, mit der Emotionalität umzugehen, die ihnen beim Thema Nahost-Konflikt auf den Straßen in Berlin, aber auch in den sozialen Medien entgegenschlägt. Deswegen sei es wichtig, kontinuierlich über den Konflikt zu sprechen.
Viele kleine Schritte gegen antisemitische Stereotype
Ein großer Teil der Schülerinnen und Schüler an der Rütli-Schule sei arabischstämmig, erklärt Can, und davon wiederum habe eine Mehrheit palästinensische Wurzeln. Er sagt: "Unsere Jugendlichen sind keine Antisemiten und Antisemitinnen." Trotzdem würden viele von ihnen antisemitische Stereotype mitbringen.
Die Aufklärungsarbeit gegen diese Stereotype müsse deswegen idealerweise auch schon vor einem Gewaltzyklus im Nahen Osten beginnen, sagt Can. "In der Hoffnung, dass wenn wir dann eine Situation haben, wie wir sie jetzt haben, dass wir die Jugendlichen auf der sachlichen Ebene besser begleiten können." Dafür gehe man viele kleine Schritte, etwa mit dem Wahlpflichtkurs Israel-Palästina, einem eigenen Comic über die darin enthaltene Studienreise, aber auch mit Gastvorträgen von Israelis und Palästinensern.