Symbolbild: Inflation im Supermarkt
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Interview - DIW-Chef Fratzscher fordert Entlastungen für Geringverdiener

Das statistische Bundesamt gibt am Montag neue Zahlen zur Wirtschaftsleistung in Deutschland bekannt. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, ist "vorsichtig optimistisch". Der Ökonom kritisiert aber weiterhin eine soziale Schieflage in Deutschland und fordert Entlastungen für Geringverdiener.

Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass sich die Inflation im Oktober weiter abgeschwächt hat. Die Zahlen gibt das statistische Bundesamt am Montag bekannt. Das sei zwar eine Entwicklung in die richtige Richtung, sagt der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher. Auch wenn sich die Inflation abschwäche bedeute das aber immer noch, dass die Preise weiter steigen.

Auch die deutsche Wirtschaftsleistung soll sich den Erwartungen zufolge im nächsten Jahr erholen. "Unsere Prognosen sind vorsichtig optimistisch", sagt Fratzscher. Man rechne für 2024 mit einem Wachstum von 1 bis 1,2 Prozent. "Das heißt auch: Die Löhne sollten deutlicher steigen können", so der Ökonom.

Fratzscher kritisiert soziale Schieflage und Entlastungen für Besserverdienende

 

Denn die Kaufkraft der Bevölkerung sei zuletzt deutlich gesunken. Der schwache Konsum sei neben den hohen Energiepreisen und den schwachen Exporten ein Grund dafür, warum die deutsche Wirtschaft sich in diesem Jahr schlecht entwickelt habe. Um die anhaltenden Preissteigerungen zu kompensieren, müssten die Löhne nun aufholen.

Fratzscher kritisiert, dass die Last der Inflation in Deutschland noch immer sehr ungleich verteilt sei. "Es trifft Menschen mit geringen Einkommen besonders hart." Der DIW-Präsident fordert deshalb deutliche Entlastungen für weniger Wohlhabende. Die 15 Milliarden Steuerentlastungen der Bundesregierung seien fast auschließlich Top-Verdienern zugutegekommen.