Sahra Wagenknecht und Amira Mohamed Ali bei der Pressekonferenz zur Gründung des Vereins "Bündnis Sahra Wagenknecht"
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Interview - Politologe: Wagenknecht-Bündnis erinnert an "Linkspartei 2.0"

Sahra Wagenknecht baut eine eigene Partei auf. Am Montag hat sie dafür die Gründung eines Vereins bekanntgegeben. Welches Potential die neue Partei entfalten könne, sei derzeit noch sehr unklar, meint der Politologe Wolfgang Schroeder. Möglicherweise werde die Zustimmung nach einem kurzen Hype wieder abebben.

Sahra Wagenknecht will demnächst mit ihrem Namen in den Wahlkampf ziehen. Anfang des Jahres soll ihre neue Partei das Licht der Welt erblicken. Laut Programm will sie sich unter anderem für mehr soziale Gerechtigkeit, Kontrolle bei der Zuwanderung, das Ende von Russland-Sanktionen und gegen "planlosen Ökoaktivismus" einsetzen.

Politologe: Potential noch nicht abzusehen

 

Die Partei versuche zwei Dinge zusammenzubringen, die bisher im Parteiensystem nicht verankert sind, sagt Wolfgang Schroeder, Professor für das politische System in Deutschland an der Universität Kassel: "Auf der einen Seite eine linke, staatsstarke Position, [...] auf der anderen Seite eine sehr restriktive Haltung in der Migration, bei Gender-Fragen, dem Klimawandel", so der Politologe.

Wieviel Wählerpotential die neue Partei habe, sei derzeit kaum abzuschätzen. "Es kann zunächst mal einen Hype geben, weil da etwas Neues gemacht wird." Allerdings sei der Anspruch einer Brückenbildung zwischen links und recht zumindest personell nicht erkennbar. "Insofern hat das eher den Charakter von einer Linkspartei 2.0", sagt Schroeder.

Zustimmung bei Protestwählern denkbar

 

Dennoch hält der Politologe es für denkbar, dass die Wagenknecht-Partei unter AfD-Wählerinnen und Wählern einige Zustimmung erhalten könnte. Zwar werde man die überzeugten Rechtsextremen nicht erreichen. "Aber es gibt ja auch viele Unzufriedene und Protestwähler, die in vergangenen Wahlen der AfD ihre Stimme gegeben haben." An dieses Potential könne die neue Partei möglicherweise herankommen.

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