LUXUS GHETTO ISIERUNG
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Interview - Mieterverein zu Abrissvorhaben von Wohnhäusern: "Krasse Normalität"

Seit zwei Jahren kämpfen die Mieterinnen und Mieter eines Wohnhauses in Berlin-Mitte gegen den Abriss. Der Vermieter will dort neu bauen. Solche Vorhaben seien in Berlin typisch, sagt Sebastian Bartels vom Berliner Mieterverein. Dabei stünden Renditeerwartungen im Vordergrund.

Der Vermieter eines Wohnhauses in Berlin-Mitte will gern das Vorderhaus abreißen und ein neues hinbauen. Die Mieterinnen und Mieter kämpfen dagegen. Am Freitag soll es zu dem Fall einen Runden Tisch geben. Neben den Bewohnern und dem Bezirksamt ist auch der Mieterverein dabei.

"Leider ist das typisch, die Normalität ist krass geworden", sagt Sebastian Bartels, Geschäftsführer des Berliner Mietervereins. Es gibt demnach viele Abrissvorhaben, bei denen die Häuser eigentlich intakt seien und "im Grunde bewusst heruntergewirtschaftet wurden". Diese bräuchten frisches Modernisieren.

Mieterverein: Vermieter könnte nur aufstocken

 

Im vorliegenden Fall handle es sich um einen Altbau, der besonders stabil und ohne große Mängel sei. Der Vermieter wolle das Haus abreißen und anschließend aufstocken. Dazu sagt Bartels: "Das ist komplett absurd. Er könnte ja im Grunde nur aufstocken." Laut dem Mieterverein stehen Renditeerwartungen im Vordergrund.

Vom Gesetz her darf unter Auflagen ein Haus abgerissen werden, erklärt Bartels. Nach dem Neubau dürften die Mieten dann aber 9,17 pro Quadratmeter nicht überschreiten. Der Fachmann bezweifelt, dass die Bezirksämter dies kontrollierten. Außerdem würden viele Wohnungen anschließend verkauft und in Eigentumswohnungen umgewandelt. So werde nicht mehr Wohnraum, sondern Luxuswohnraum geschaffen.

Kritik an Tauglichkeite des Zweckentfremdungsgesetzes

 

Zudem gebe es das Problem, dass zwei verschiedene Ämter für die Bau- und für die Abrissgenehmigung zuständig seien. "Einmal die Zweckentfremdungsabteilung und dann eben die Bauabteilung." Daher sei das Zweckentfremdungsgesetz untauglich, so Bartels.

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