Interview - Nahost-Konflikt: Angespannte Stimmung auch im Westjordanland
Die Kämpfe zwischen Israel und Palästinensern konzentrieren sich auf den Gaza-Streifen, doch auch im Westjordanland ist die Stimmung angespannt, sagt Steven Höfner von der Konrad-Adenauer-Stiftung: Die Zustimmung für die Hamas sei hier groß, deswegen sei es wahrscheinlich, dass sich der Konflikt bis dorthin ausweiten werde.
Es mehren sich die Zeichen, dass Israel eine Bodenoffensive im Gazastreifen vorbereitet und so gegen die Hamas vorgehen will, als Reaktion auf die Angriffe der letzten Tage, bei denen Hunderte von Jüdinnen und Juden getötet wurden
Hunderte Tote gibt es wohl auch im Gazastreifen nach den israelischen Angriffen dort. Und die Sorge wächst, ob der Konflikt sich ausweitet - Angriffe aus dem Libanon werden gemeldet und auch Tote im Westjordanland.
Angespannte Stimmung in Ramallah
Dort, in Ramallah, befindet sich Steven Höfner, Leiter des Auslandsbüros der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung. In der Stadt herrsche momentan eine seltsame Stimmung, einerseits ruhig, weil Geschäfte geschlossen haben und die Menschen zu Hause bleiben, andererseits aufgeregt, sagt Höfner:
"Niemand kann vorhersagen, ob es militärische Aktionen auch im West-Jordanland gibt, ob militante Gruppen größere Anschläge planen, ob radikale Siedlergruppen Angriffe durchführen - und das spürt man in der Stadt." Gelegentlich komme es zu Demonstrationen von Palästinensern und Zusammenstößen mit israelischem Militär, wo es auch Schusswechsel gebe.
"Abbas hat keine politische Macht"
Die Autonomiebehörde halte sich derzeit weitestgehend zurück, sagt Höfner, sie sei aber auch nur begrenzt in der Lage, Akzente zu setzen: "Die innerpalästinensischen Sympathien fliegen der Hamas zu, wie es häufig in Konfliktzeiten ist." Präsident Abbas habe keine politische Macht, um das eigene Volk zu mobilisieren - oder auch zu demobilisieren.
Die Zustimmung zur Hamas ist im Westjordanland auf "stabil hohem Niveau". Deswegen sei es wahrscheinlich, dass sich der Konflikt auch hierher ausweiten werde: Israel habe mehrfach betont, "dass es die Hamas jetzt zerstören will". Deswegen sei es unwahrscheinlich, dass das Westjordanland von den Auseinandersetzungen verschont bleiben werde.