Rauch steigt nach einem Beschuss in der Region Berg-Karabach auf.
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Interview - Friedrich-Ebert-Stiftung: Auflösung Berg-Karabachs könnte bevor stehen

Der Konflikt in Berg-Karabach ist wieder aufgeflammt. Seit dem Zerfall der Sowjetunion streiten Armenien und Aserbaidschan um die Region. Die Feuerpause könnte letztlich in einer Auflösung und einer Auswanderung der Menschen münden, meint Marcel Röthig von der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Angesichts des eskalierten Konflikts um die Region Berg-Karabach geht der Süd-Kaukasus-Experte Marcel Röthig davon aus, dass es zügig zu einer Auflösung kommen könnte. Auch wenn es weiterhin Berichte gebe, dass geschossen werde, sei eine Feuerpause offiziell in Kraft, so Röthig von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Georgien.

"Übermacht von Aserbaidschan"

 

Die Machthaber in Berg-Karabach wollten sich am Donnerstag mit Vertretern Aserbaidschans treffen und miteinander sprechen, sagt Röthig. Dies könne möglicherweise in der Auflösung Berg-Karabachs enden. Es gebe eine klare "Übermacht von Aserbaidschan". Armenien wolle sich nicht in diesen Krieg hineinziehen lassen. Angesichts der Aussichtslosigkeit der Lage sehe er ein Ende dieser "Quasi-Republik", so Röthig.

"Der Hass auf beiden Seiten ist groß"

 

"Der Hass auf beiden Seiten ist groß", sagt der Kaukasus-Experte und rechnet damit, dass es zu einem Exodus Tausender Menschen kommen werde. Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, wird aber vor allem von Armeniern bewohnt. Um das Gebiet gab es immer wieder Kämpfe zwischen Armenien und Aserbaidschan. Seit Dienstag versucht die aserbaidschanische Armee, das Gebiet unter ihre Kontrolle zu bringen.

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Ein Mann geht über einen leeren Platz an einem Pavillon vorbei, an dem ein Plakat mit der Aufschrift "Open the Road of Life" hängt.
dpa

Newsjunkies - Berg-Karabach: Wie Aserbaidschan Menschen aushungern lässt

Seit dreißig Jahren streiten Armenien und Aserbaidschan um die Region Berg-Karabach. Völkerrechtlich gehört sie seit 2020 zu Aserbaidschan, ihre Bewohner sind jedoch größtenteils Armenier. Seit Dezember 2022 blockiert Aserbaidschan nun die einzige Verbindungsstraße zwischen Berg-Karabach und Armenien. Inzwischen kommen nicht einmal mehr Medikamente und Lebensmittel durch. Etwa 120 000 Menschen in Berg-Karabach hungern, Infrastruktur und medizinische Versorgung sind zusammengebrochen, manche sprechen sogar von einem drohenden "Genozid". Warum die Lage in Berg-Karabach so eskaliert ist, was Aserbaidschan mit der Blockade beabsichtigt und warum die internationale Gemeinschaft nicht mehr tut, erklären Henrike Möller und Bruno Dietel.