Die Crew-Mitglieder der Artemis 2-Mission in Bremen
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Interview - Ex-Esa-Chef: "Die Artemis Accords kann man wirklich gutheißen"

Deutschland hat sich als 29. Land den sogenannten Artemis Accords mit der US-Raumfahrtbehörde Nasa angeschlossen. Die Vereinbarung legt Grundsätze in der Zusammenarbeit der Weltraumforschung fest. Ex-Esa-Chef Jan Wörner findet das richtig. Eine Dominanz der USA, die Kritiker sehen, könne er darin nicht erkennen.

Lange hatte Deutschland gezögert, die Artemis Accords zu unterzeichnen. Die Vereinbarung ist eine Initiative der USA und regelt die Kooperation in der zivilen Erkundung des Weltraums. Schon zu seiner Zeit als Chef der europäischen Weltraumorganisation Esa von 2015 bis 2021 habe er die Unterzeichnung durch Deutschland unterstützt, sagt Jan Wörner. Dass es nun dazu gekommen ist, findet er richtig.

"Die Artemis Accords (...) kann man wirklich gutheißen", betont Wörner, der mittlerweile Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften in München ist. Kritiker sehen in der Vereinbarung mit der Nasa eine zu starke Dominanz der USA. Doch diese gehe aus dem Papier nicht hervor, so der Ex-Esa-Chef.

Wörner: USA akzeptieren Europa als Partner in der Raumfahrt

 

Deutschland sei für die USA in der Raumfahrt mittlerweile ein starker Partner: "Die Amerikaner akzeptieren Europa, akzeptieren auch Deutschland auf kritischen Pfaden - also, wenn ein Teil kritisch ist für eine Mission, dann dürfen die Europäer und auch Deutschland dabei sein."

Dass mit den Artemis Accords nun eine Ausbeutung des Mondes und von Asteroiden beginnen könnte, hält Wörner für "illusorisch". Es sei viel zu teuer, Rohstoffe von dem Erdtrabanten hierher zu schaffen. Vernünftig sei es hingegen, Mondmaterial zu benutzen, um dort zum Beispiel eine Forschungsstation zu errichten. Dann müsse nicht alles von der Erde dorthin geschafft werden. "Aber das ist nicht eine Ausbeutung des Mondes, sondern eine Nutzung des Mondes."

Hintergrund

Artemis Accords

Die Artemis Accords legen Grundsätze in der Zusammenarbeit der Weltraumforschung fest, insbesondere unter jenen Ländern, die am "Artemis"-Programm der Nasa teilnehmen. Im Rahmen dieses nach der griechischen Göttin des Mondes benannten Projektes sollen in den kommenden Jahren erstmals eine Frau und eine nicht-weiße Person auf dem Mond landen. Die Europäische Raumfahrtagentur Esa und Raumfahrtagenturen mehrerer anderer Länder sind daran beteiligt. - dpa