In diesem Standbild aus einem Video, das vom Telegram-Kanal "Razgruzka Vagnera" am 21.08.2023 veröffentlicht wurde, spricht Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnergruppe Wagner, in Tarnkleidung und mit Gewehr in der Hand an einem unbekannten Ort in eine Kamera. (Archivbild)
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Interview - Politologe: "System Putin konnte Überleben Prigoschins nicht zulassen"

Als Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin mit seiner Söldnertruppe nach Moskau marschierte, drohte Präsident Putin harte Strafen an. Doch dann ließ er Prigoschin nach Belarus abziehen. Jetzt ist der Wagner-Chef offenbar bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Seine Eliminierung sei nur eine Frage der Zeit gewesen, sagt Russland-Experte Stefan Meister.

"Ich finde es nicht überraschend, wenn es denn tatsächlich passiert ist, dass Prigoschin umgekommen ist beziehungsweise umgebracht worden ist", sagt Politikwissenschaftler Stefan Meister, Fachbereichsleiter bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Alle relevanten Experten seien davon ausgegangen, dass er diese Revolte nicht überleben könne.

"Das kann das System Putin letztlich nicht zulassen", erklärt Meister. "Und es war eine Frage der Zeit, wann er eliminiert werden würde durch das System." Es sei auch Absicht, dass man nicht genau wisse, was passiert ist. Der Flugzeugabsturz sei ein Signal an alle, die Putin gefährlich werden könnten: „Genau das kann euch passieren, wir können euch überall und auf jegliche Art und Weise erwischen.“

Für den russischen Präsidenten sei wichtig, was nun passiert sei. Putin sei durch den Wagner-Coup im Juni geschwächt worden. "Wir haben gesehen, wie er zum Teil unter Realitätsverlust gelitten hat und das System auch nicht wusste, wie es reagieren sollte", so der Politologe. Nun habe Putin wieder etwas an Stärke zurückgewonnen.

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Experten hatten bereits damit gerechnet, dass Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin den Aufstand seiner Söldnertruppe gegen den Kreml nicht überleben wird. Nun ist Prigoschin wohl beim Absturz eines Privatjets ums Leben gekommen. Sollte der russische Geheimdienst involviert sein, habe dieser mit Sicherheit nicht ohne Einverständnis oder Befehl von Putin gehandelt, sagt Experte Erich Schmidt-Eenboom.