Der Vollmond ist in Tating in der Nähe der Nordseeküste zu sehen (Bild: dpa)
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Interview - Wie sich der Ukraine-Krieg auf die Raumfahrt auswirkt

Am Mittwoch soll die russische Raumsonde "Luna-25" in die Umlaufbahn des Erdtrabanten einschwenken. Der Krieg in der Ukraine habe auch Folgen für die russische Raumfahrt, sagt Jürgen Schlutz, Ingenieur bei der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Für die ESA gebe es dadurch aber keine Rückschläge.

Früher habe die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Russland sehr gut funktioniert, sagt Jürgen Schlutz. Er ist Ingenieur bei der ESA und hat bis zum Ende der Zusammenarbeit mit Russland an der Mondmission mitgewirkt. Doch durch den Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine sei sie in Mitleidenschaft gezogen worden.

"Wir hätten uns das anders gewünscht", so der Ingenieur und weiter: "Wir hatten ja viel schon investiert, sowohl Knowhow, wissenschaftliche Fragestellungen, Partnerschaft, das ist natürlich verloren gegangen. Wir haben frühe Flugmöglichkeiten zum Mond auch verloren."

ESA-Instrumente haben schon eine andere Mitfluggelegenheit gefunden

 

"Ein Rückschlag ist das nicht, wir haben ganz viele andere Optionen", sagt Schlutz mit Blick auf die Pläne der ESA. Als Beispiel nennt er eine Kamera, die ursprünglich mit der russischen Raumsonde fliegen sollte. "Für die haben wir jetzt schon eine Mitfluggelegenheit mit einer amerikanischen Mission identifiziert, die in 2024 zum Mond fliegen wird." Auch für andere Instrumente der ESA gebe es Alternativen.

Die russischen Wissenschaftler könnten zwar auch alleine agieren – also ohne die ehemaligen Kolleginnen und Kollegen der ESA. Schlutz sagt aber auch, Russland habe viel verloren, was die Breite der Aktivitäten anbelangt. "Denn auch Russland war durchaus gut vernetzt in der Welt, gerade in der wissenschaftlichen Community." Doch all das sei im Moment ein wenig zurückgefahren.