Ein Kampfflugzeug der deutschen Luftwaffe und ein Marschflugkörper des Typs "Taurus KEPD 350" bei der Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung Berlin. (Archivbild)
IMAGO / Arnulf Hettrich
Bild: IMAGO / Arnulf Hettrich Download (mp3, 7 MB)

Interview - Domröse: Ukraine braucht Marschflugkörper "Taurus" für Krim

Die Bundesregierung erwägt Berichten zufolge, Marschflugkörper des Typs "Taurus" an die Ukraine zu liefern. Wie bei anderen Waffensystemen handelt Deutschland zögerlicher als andere Staaten. Das sei vernünftig, denn man wolle nicht eskalieren, sagt Hans-Lothar Domröse, Nato-General a.D.

Das Verteidigungsministerium führe gerade Gespräche mit der Rüstungsindustrie über die Lieferung des Taurus-Systems an die Ukraine, berichtet der "Spiegel". Demnach soll die Reichweite der Marschflugkörper eingeschränkt werden. Hintergrund ist die Sorge, dass die Ukraine sonst Ziele weit im russischen Inland treffen könnte. Deswegen hat Bundeskanzler Scholz (SPD) bislang eine Lieferung abgelehnt.

"Wir wollen nicht eskalieren und das ist ja auch vernünftig", sagt der ehemalige Nato-General Hans-Lothar Domröse. Bei Taurus verhalte sich die Regierung genauso wie bei anderen Waffensystemen wie etwa Marder-Panzern oder Haubitzen. "Wir liefern immer dann, wenn das Überleben der Ukraine in besonderer Gefahr ist", so Domröse.

Domröse: "Es geht um das Überleben der Ukraine"

Diese Gefahr bestehe aktuell, erklärt er. "Sie brauchen nun mal die Tiefe, weil die Krim rund 500 Kilometer südlich von Cherson ist." Und genau diese Reichweite habe der Marschflugkörper Taurus. Es gehe darum, die russischen Anlagen sowie deren Versorgung und die Befehlsstellungen im besetzten Gebiet zu bekämpfen.

Bedenken, dass die Ukraine das neue Waffensystem verwenden könnte, um direkt Ziele in Russland anzugreifen, relativiert Domröse. Denn es sei einfach ein ungleicher Krieg, Russland verwende schon lange Waffen mit großer Reichweite. "Es geht um das Überleben der Ukraine und die Befreiung der besetzen Gebiete", so der frühere Nato-General.

Auch auf rbb24inforadio.de

Präsident Wolodymyr Selenskyj besucht Soldaten der ukrainischen Luftwaffe am 06.08.2023
picture alliance / SvenSimon-ThePresidentialOfficeU

Interview - Ukraine-Korrespondentin: Die Ukraine will und braucht die Taurus-Raketen

Noch zögert Bundeskanzler Scholz, Taurus-Raketen an die Ukraine zu liefern. Mit den Marschflugkörpern könnte die Ukraine russische Stellungen weit hinter der Frontlinie angreifen, erklärt Ukraine-Korrespondentin Sabina Matthay. Das könnte entscheidend sein, um etwa die Krim zurückzuerobern.

Die Aufnahme zeigt einen Tornado-Kampfjet der Bundeswehr, bestückt mit dem Lenkflugkörper Taurus.
picture alliance/dpa/Bundeswehr

Interview - Ganser: Taurus-Marschflugkörper steigern Eskalationspotential

Laut Medienberichten laufen Gespräche zwischen Verteidigungsministerium und Rüstungsindustrie über die Lieferung von deutschen Marschflugkörpern an die Ukraine. Helmut Ganser, Brigadegeneral a.D., rät militärpolitisch von so einem Schritt ab und sagt: "Wir sollten uns nicht treiben lassen."

Die Aufnahme zeigt, wie eine Tornado-Kampfjet der Bundeswehr einen Lenkflugkörper Taurus im Rahmen einer Übung über einem See abwirft.
picture alliance/dpa/Bundeswehr

Newsjunkies - Jetzt also doch: Deutsche Marschflugkörper für die Ukraine?

Taurus Marschflugkörper gelten als besonders durchschlagkräftig. Deutschland hat sie, die Ukraine will sie. Aber bisher hatte der Kanzler abgewunken: Liefern wir nicht. Ein Grund: Die Reichweite ist so groß, dass die Ukraine damit zahlreiche Ziele auf russischem Gebiet unter Beschuss nehmen könnte. Doch jetzt scheint sich die Haltung der Bundesregierung zu ändern. Hendrik Schröder und Martin Spiller über den Stand der Debatte.