Interview - Sportprofessor: Reform der Bundesjugendspiele "gute Entscheidung"
Bei den Bundesjugendspielen soll es künftig weniger um Wettkampf und mehr um Bewegungsförderung gehen, hat die Kulturministerkonferenz beschlossen. Günter Stibbe von der Sporthochschule Köln findet das richtig. Kritik etwa von Berlins Bildungssenatorin widerspricht er.
Mehr Wettbewerbe in Teams statt Einzelleistungen, mehr Fokus auf Bewegung statt Leistung: So sollen die Bundesjugendspiele ab dem kommenden Schuljahr ablaufen. Das hat ein Ausschuss der Kultusministerkonferenz entschieden und damit eine Debatte ausgelöst. Günter Stibbe, Professor für Sportdidaktik und Schulsport an der Sporthochschule Köln, findet die Reform eine "gute Entscheidung".
So sei das Ziel dahinter, möglichst alle Kinder und Jugendliche für den Sport zu gewinnen, richtig. Um das zu erreichen, müsse man die Bundesjugendspiele stärker mehrperspektivisch auslegen. "Mehrperspektivität heißt, dass es eben nicht nur um eindimensionale Leistungserbringung geht, sondern dass auch andere Beweggründe - also wie Gesundheitsförderung, Wahrnehmungsförderung und so weiter - da mit einbezogen werden."
Stibbe: Sportunterricht soll nicht auf Leistungssport vorbereiten
Kritik an der Reform hatte es unter anderem von Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) gegeben: "Wir tun unseren Kindern keinen Gefallen, wenn wir so tun, als ob sich messen und Leistung nichts mit dem Leben zu tun hätten", sagte sie der dpa. Sportprofessor Stibbe widerspricht ihrer Kritik. Dass Schule auf das Leben vorbereiten soll, bedeute nicht, dass es um eine verkürzte Leistungsidee gehen sollte. "Denn Leistung ist ja nach wie vor damit verknüpft, wenn Kinder in Teams ihre motorischen Fähikgeiten und Fertigkeiten da versuchen einzubringen." Sportunterricht habe nicht die Aufgabe auf den Leistungssport vorzubereiten, sondern habe eine allgemeinbildende Funktion.