Ein Antrag für Kindergrundsicherung liegt hinter einem Ball und einem Spielzeugbagger (Bild: dpa / Detlef Heese)
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Interview - Sozialverband: Kindergrundsicherung darf kein "Verschiebebahnhof" werden

Bis Ende August will die Bundesregierung einen konkreten Entwurf für die Kindergrundsicherung ausarbeiten. Anna John vom Sozialverband Deutschland begrüßt den Plan, fordert aber mehr garantierte Gelder und eine proaktive Unterstützung für die Familien.

Vor der parlamentarischen Sommerpause hat die Diskussion um die geplante Kindergrundsicherung noch einmal Fahrt aufgenommen. Nach der Idee der Ampelkoalition sollen verschiedene Zuschläge wie etwa auch das Kindergeld zukünftig in der Kindergrundsicherung gebündelt und vereinfacht ausgezahlt werden. Bis Ende August soll ein konkreter Entwurf stehen. Über die Details wird innerhalb der Ampelkoalition aber noch heftig gestritten.

Anna John, Referentin für Verteilungsgerechtigkeit beim Sozialverband Deutschland, ist überzeugt, dass eine Kindergrundsicherung der richtige Weg ist. "Aktuell ist es so, dass fast drei Millionen Kinder und Jugendliche in Armut aufwachsen und die Zahl steigt immer weiter an", erklärt John. Die Kindergrundsicherung sieht sie als einen entscheidenden Mechanismus gegen die Kinderarmut in Deutschland.

Kindergrundsicherung muss Existenz der Kinder sichern

 

Dabei gehen die Pläne der Bundesregierung John aber noch nicht weit genug. "Die Kindergrundsicherung muss Kinderarmut bekämpfen und Chancengerechtigkeit herstellen, […] und das wird momentan aus unserer Sicht nicht erreicht." Sie fordert, dass die Kindergrundsicherung kein reiner "Verschiebebahnhof" für Leistungen seien dürfe.

Neben dem Garantiebetrag in der Kindergrundsicherung, die dem aktuellen Kindergeld entspricht, soll es zusätzlich noch einen Zusatzbetrag für die Existenzsicherung der Kinder geben. Über die Höhe dieses Zusatzbetrags werde aber noch gestritten, so John. Es helfe zwar, wenn es zukünftig nur noch eine zuständige Anlaufstelle für kinderbezogene Leistungen gebe. Zusätzlich bräuchten die Familien aber mehr Geld und Unterstützung von den Ämtern, die idealerweise aktiv auf anspruchsberechtigte Familien zugehen sollten.