Menschen in der Einkausstraße in Potsdam
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Interview - Studie: Hohe Zustimmung zu Antisemitismus in Ostdeutschland

Eine neue repräsentative Studie der Uni Leipzig hat die Einstellungen von Menschen in Ostdeutschland untersucht. Die Befragung zeigt unter anderem eine hohe Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen. Studienautor Oliver Decker schlägt vor, mehr Möglichkeiten zur demokratischen Beteiligung zu schaffen.

3546 Menschen aus den ostdeutschen Bundesländern und aus Ost-Berlin haben Forschende der Uni Leipzig für ihre Studie zu politischen Einstellungen befragt. Damit habe man erstmals genügend Personen in der Stichprobe gehabt für differenzierte Aussagen über den Osten, sagt Mitautor Oliver Decker. Dabei habe ihn besonders überrascht, wie hoch dort die Zustimmungswerte zu Antisemitismus sind. Dies treffe stärker auf Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu als beispielsweise auf Brandenburg.

Allerdings habe man mit der Studie "Autoritäre Dynamiken und die Unzufriedenheit mit der Demokratie" in ganz Ostdeutschland hohe Zustimmungswerte zu antidemokratischen Einstellungen nachgewiesen. Gleichzeitig gebe es dort aber eine sehr hohe Identifikation mit der Idee der Demokratie und der verfassungsgemäßen Ordnung. "Nur wie es läuft, da sind dann gerade mal 42 Prozent dabei, dass sie damit zufrieden sind", sagt der Sozialpsychologe von der Uni Leipzig.

Forscher: "Nicht in dieselbe Kerbe hauen wie die AfD"

 

Um etwas gegen diese Unzufriedenheit zu machen, schlägt er vor, in den ostdeutschen Bundesländern mehr Möglichkeiten zur demokratischen Beteiligung zu schaffen. Außerdem fordert Decker: "Es empfiehlt sich sehr dringend, jetzt bei den anstehenden Wahlkämpfen, nicht in dieselbe Kerbe zu hauen wie die AfD." Um deren Wählerinnen und Wähler zurück zu demokratischen Parteien zu bekommen, brauche es eine intensive Beschäftigung mit den Lebensbedingungen der Menschen und stabile Strukturen statt weiterer Verunsicherung.