Eine Frau in Cherson vor ihrem brennenden Haus nach einem Angriff.
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Interview - Berliner Hilfsverein: "Katastrophale Situation in Cherson"

Im ukrainischen Cherson versuchen die Menschen, die Überschwemmungen nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms zu bewältigen - und die russischen Angriffe gehen weiter. Viele Menschen seien in großer Not, sagt Andreas Tölke vom Berliner Verein "Be an Angel", der aktuell in der Ukraine ist.

"Das ist immer noch eine katastrophale Situation, wenngleich der Wasserspiegel gerade etwas sinkt", sagt Andreas Tölke von "Be an Angel" zur Lage in Cherson. Er habe Bilder von Menschen auf einer Insel im russisch besetzten Gebiet gesehen, die dort nicht mal ein Dach über dem Kopf hätten und nur von ukrainischen Drohnen versorgt würden. Währenddessen gebe es immer wieder russische Angriffe.

Auf der ukrainischen Seite funktioniere die Versorgung der Menschen dagegen gut, es gebe eine sehr gute Infrastruktur durch die Armee und das Hauptquartier in Cherson. "Die Hilfsgüter, die wir anliefern, wenn sie in großen Mengen kommen, werden in einem ehemaligen Postgebäude gesammelt und von dort weiter verteilt", erklärt Tölke.

Kaum internationale Hilfsorganisationen vor Ort


"Es sind wenige internationale Hilfsorganisationen vor Ort", berichtet er. Weder die Vereinten Nationen noch das Rote Kreuz seien zu sehen, die Gründe dafür kenne er nicht. "Es sind meistens ukrainische Hilfsorgansiationen, die innerhalb der Ukraine - einem Land, das wirklich mit dem Rücken an der Wand steht, was die Ressourcen angeht - die Ukrainer unterstützen."

Trotz der sehr schwierigen Situation würden viele Menschen ihre Heimat nicht verlassen wollen, sagt Tölke. "Es gibt einfach dieses unglaubliche Bedürfnis, sich den Russen mit allem, was man hat, entgegenzustellen und jede Stellung zu halten - selbst wenn es das eigene Leben kostet."