Ein Wohnhaus in der Eichhorster Straße in Berlin-Ahrensfelde.
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Interview - Mieterverein zum Mietspiegel: Erhöhungen sind möglich

In Berlin gilt ein neuer Mietspiegel für rund 1,5 Millionen Wohnungen. Die ortsübliche Vergleichsmiete ist gegenüber dem letzten Mietspiegel um 5,4 Prozent. Vermieter hätten damit jetzt einen "Mieterhöhungsspielraum", sagt Wibke Werner, Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins.

Für den aktuellen Mietspiegel konnten keine neuen Daten von Mietern und Eigentümern erhoben werden. Stattdessen wurden die Mietpreisangaben aus dem vorangegangenen Mietspiegel auf Grundlage der gestiegenen Verbraucherpreise fortgeschrieben. Das Ergebnis: Die Miete in Berlin ist gestiegen - auf durchschnittlich 7 Euro 16 Cent pro Quadratmeter.

"Das ist natürlich erst mal ein ganz schöner Schluck", sagt Wibke Werner vom Berliner Mieterverein. "Aber auf der anderen Seite gab es auch keine bessere Alternative als diesen Übergangsmietspiegel zu erlassen. Denn es ist ein Trugschluss, zu glauben, dass es ohne Mietspiegel auch keine Mieterhöhungen geben würde."

Vermieter haben nun "Erhöhungsspielraum"


Sie geht davon aus, dass es nächstes Jahr wieder einen qualifizierten Mietspiegel geben wird, sagt Werner. Die aktuelle Berechnung sei von der Methodik her in Ordnung. "Wir appellieren an alle Beteiligten, diesen einfachen Mietspiegel auch anzuwenden", so Werner. "Aber die Steigerung von mehr als fünf Prozent wird natürlich zu Mieterhöhungen führen. Das ist natürlich auch klar."

Liege die aktuelle Miete für eine Wohnung unter den Mietspiegelwerten, bestehe ein Erhöhungsspielraum, erklärt die Geschäftsführerin des Mietervereins. Allerdings dürften Vermieter die Miete innerhalb von drei Jahren maximal um 15 Prozent anheben. Das sei die sogenannte "Kappungsgrenze". Liege die aktuelle Miete über dem Mietspiegel, gebe es kein Geld zurück, aber die Mieter seien immerhin vor Erhöhungen geschützt.

Werner: Finanzielle Belastung stärker berücksichtigen


"Am Neubaugeschehen kann man erkennen, dass vorrangig teure Wohnungen entstehen", sagt Werner. Außerdem würden immer mehr günstige Wohnungen durch Neuvermietungen verlorengehen, weil bei den Neuvermietungen meist die Miete erhöht werde. "Ein Großteil der Berliner Bevölkerung ist auf günstige Wohnungen angewiesen, von denen es aber mittlerweile viel zu wenige gibt."

Werner plädiert dafür, bei der Berechnung des Mietspiegels künftig auch stärker das Einkommen und die finanzielle Belastung der Menschen in den Blick zu nehmen. "Gerade die jetzige Situation gestiegener Inflation, gestiegener Lebenshaltungskosten und gestiegener Mieten ist für viele Mieterinnen und Mieter eine hohe Belastung", sagt sie.