Interview - Jugendforscher: Traditionelle Rollenbilder immer noch stark
Knapp ein Drittel der jungen Männer in Deutschland befürworten einer Umfrage zufolge Gewalt gegen Frauen, um sich "Respekt zu verschaffen". Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann kann die Ergebnisse aus seiner Arbeit bestätigen. Alte Muster wirkten bei den jungen Menschen noch immer stark nach.
Die Ergebnisse einer Online-Umfrage unter je 1000 Männern und Frauen in Deutschland rütteln auf: Demnach befürworten ein Drittel der Männer und 17 Prozent der befragten jungen Frauen Gewalt als Mittel, um sich durchzusetzen. Gut 48 Prozent der Befragten erklärten auch, dass sie sich von öffentlich gezeigter Homosexualität gestört fühlen. Männer sehen ihre Rolle als Ernährer, Frauen sollten sich um den Haushalt kümmern.
Hurrelmann: Bildungsgrad und Familie entscheidend
Der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann von der Hertie School kennt solche Ergebnisse. "Die jungen Männer in Deutschland sind verunsichert", sagt der Professor. Die knappe Mehrheit hänge noch immer traditionellen Rollenbildern nach. Allem Fortschritt zum Trotz glaubten sie noch immer: "Ich bin mal der Familienernährer, auf mich kommt es an, ich spiele die zentrale Rolle", sagt Hurrelmann. "Da wirken ganz alte Muster immer noch stark nach." Entscheidend für das Geschlechterbild sei insbesondere der Bildungsgrad, aber auch die eigene Erziehung und Vorbilder in der Familie.
Wie kommt man gegen die veralteten Vorstellungen an? Hurrelmann schlägt vor, mit Aufklärung an Schulen und in der Öffentlichkeit bei der Idee anzusetzen, dass Gewalt in Partnerschaften ein legitimes Mittel sei, um Probleme zu lösen. "Wenn junge Männer glauben, dass sie mit ganz traditionellen Mustern von Männlichkeit, mit diesem alten Macho-Bild, eine gute Partnerschaft aufbauen können, dann täuschen sie sich", sagt der Jugendforscher.