Interview - Lehrer: "Der Streik ist an dieser Stelle das falsche Mittel"
An etlichen Berliner Schulen fällt für drei Tage der Unterricht aus. Die Gewerkschaft GEW will ihre Forderung nach kleineren Klassen per Warnstreik deutlich machen. Ferdinand Horbat vom Berliner Lehrerverband erkennt die Misere bei den Klassengrößen, vertritt aber andere Positionen, was Streiks angeht.
Tarifbeschäftigte Lehrkräfte, Sozialpädagogen und Schulpsychologen sind zu dem dreitägigen Warnstreik aufgerufen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) will mit dem Ausstand ihre Forderung unterstreichen, das zahlenmäßige Verhältnis von Schülern zu Lehrkräften an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen zu reduzieren und das in einem "Tarifvertrag Gesundheitsschutz" verbindlich zu regeln. Die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) stuft die Forderung angesichts eines bestehenden Lehrermangels als nicht umsetzbar ein.
Ferdinand Horbat vom Berliner Lehrerverband, bis vor kurzem im Schuldienst, vertritt eine andere Position als die GEW. Er sieht zwar auch "selbstverständlich eine Misere bei den Klassengrößen", bewertet den Streik nichtsdestotrotz aber kritisch: "Der Streik ist an dieser Stelle das falsche Mittel, um letzten Endes etwas zu erreichen." Zum einen stuft er das Recht der Kinder auf Unterricht als sehr wichtig ein. Zum anderen befürchtet er ein Szenario, bei dem Berlin aus der Tarifgemeinschaft der Länder ausgeschlossen wird und alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst letzten Endes weniger Geld bekämen.
"Wie soll das geschehen?"
Auch die Umsetzbarkeit bezweifelt Horbat. "Wie soll das geschehen an dieser Stelle? Wir haben sowieso keine Lehrkräfte, die frei auf dem Markt sind." Er referiert Positionen der konkurrierenden Gewerkschaft DBB Beamtenbund und Tarifunion, die sich gegen Streiks von Lehrern ausspricht - und gleichzeitig für die Verbeamtung aller Lehrer ist.