Eine breite Wasserfontäne schießt aus einer sonst ruhigen Ostsee empor, als zwei Wasserbomben aus dem Zweiten Weltkrieg gezielt gesprengt werden. (Quelle: Picture Alliance)
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Interview - Ozeanforscher: Munition gehört nicht in Ostsee

In der Ostsee lagern nach Schätzungen weit über eine Million Tonnen Altlasten in Form von Munition und anderen Kampfmitteln und -stoffen. Über Gefahren und mögliche Bergungswege spricht Prof. Jens Greinert vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel.

"Konventionelle Munition zum Großteil und ein bisschen chemische Munition" sind dem Ozeanforscher Jens Greinert die hauptsächlichen Altlasten in der Ostsee. Für die deutsche Ostsee spricht er etwa von 300.000 Tonnen konventioneller Munition. Das Problem ist ihmzufolge, dass die alte Munition da "nicht hingehöre". Auch würden chemische Substanzen langsam aus den Bomben und Grananten herausdiffundieren und in die Nahrungskette gelangen.

Auch sei die Munition ein Thema da, wo gebaut werden solle im Meer. "Weil mir sonst eventuell meine Baugeräte um die Ohren fliegen". Um den Boden zu säubern - bevor etwa Windkraftanlagen irgendwohin gestellt werden - müsste zunächst sondiert werden. Etwa durch die Detektion metallischer Objekte. Zu großen Teilen finde man dabei Schrott. Zu fünf Prozent Munition, so Greinert, der beim Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel arbeitet.

Das Thema Munition war auch Treffen beim jüngsten Treffen des Ostseerats: Zum Schutz der Offshore-Energieanlagen und von Unterwasser-Infrastruktur vereinbarte dieser in Wismar auch eine engere Kooperation bei der Bergung und Entsorgung von Munitionsaltlasten aus den Weltkriegen, die auf dem Meeresboden lagern. Auch Geld wurde hierfür in Aussicht gestellt - laut Greinert für eine Pilotstudie zur Bergung in besonders belasteten Gebieten. Der Großteil der Altlasten liegt ihm zufolge nämlich in Munitionsversenkungsgebieten. Dahin würde man ihm zufolge aber "wahrscheinlich keinen Windpark bauen".

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Ostseerat in Wismar
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