Ein Wolf steht in seinem Gehege im Tierpark. (Bild: picture alliance/ dpa)
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Interview - Nabu-Expertin zum Wolfsdialog: Weidetiere brauchen mehr Schutz

Um den Umgang mit Wölfen geht es am Donnerstag bei einem Treffen im Bundesumweltministerium. Marie Neuwald nimmt für den Naturschutzbund (Nabu) teil. Sie sagt, sie könne die Sorgen der Landwirte verstehen. Wölfe seien aber heimische Wildtiere. Statt eines Abschusses sei es wichtiger, Weidetiere besser vor ihnen zu schützen.

Mittlerweile leben 47 Wolfsrudel und zehn Paare in Brandenburg. Vielen Nutztierhaltern macht das Sorgen. Darum geht es am Donnerstag beim Wolfsgipfel, zu dem das Bundesumweltministerium einlädt. Der Deutsche Bauernverband forderte bereits vorab, dass unter bestimmten Bedingungen ganze Rudel abgeschossen werden dürfen.

Marie Neuwald vom Naturschutzbund (Nabu) findet das wenig zielführend. "Durch eine Bejagung kann man Wölfen nicht beibringen, Abstand zu Schafen zu halten." Sie könne die Sorgen der Landwirte aber verstehen, weil Wölfe tatsächlich eine Gefahr für ungeschützte Weidetiere - insbesondere Schafe und Ziegen - darstellen würden. Aber die Wolfsexpertin betont: "Wölfe sind hier heimische Wildtiere, deshalb sollten sie hier auch ein Recht haben, in ihren Lebensräumen zu leben."

Nabu-Wolfsexpertin: Weidetierhaltung muss mehr gefördert werden

 

Statt einer Bejagung fordert Neuwald einen besseren Herdenschutz vor allem mit Elektrozäunen. Das sei aufwändig und deshalb brauche es mehr Unterstützung für die Landwirte. Brandenburg sei dabei zwar schon relativ gut aufgestellt, aber: "Besser geht es natürlich immer, dass zum Beispiel die Antragsstellung noch schneller vonstattengeht", sagt die Nabu-Wolfsexpertin. Darüber hinaus dürfe man nicht vergessen, die Weidetierhaltung an sich zu fördern. Viele Betriebe würden am absoluten Existenzminimum arbeiten.

Hintergrund

Bauernverband: Wolfsbestand regulieren

Kurz vor dem sogenannten Wolfsdialog, hat der Bauernverband die Politik aufgefordert, den Bestand der Tiere zu regulieren.

Generalsekretär Bernhard Krüsken sagte, die Schäden durch gerissene Weidetiere seien nicht mehr hinnehmbar. In Deutschland hätten Wölfe zuletzt rund 4000 Nutztiere in einem Jahr getötet.

Der Bauernverband fordert deshalb, dass dort, wo große Wolfsrudel Nutztiere gefährden, nicht nur einzelne Tiere geschossen werden dürfen, sondern das ganze Rudel. Die Politik, Herden durch hohe Zäune zu schützen, sei gescheitert.

Der Austausch zum Thema Wolf am Donnerstag ist im Koalitionsvertrag der Ampelregierung festgeschrieben. Eingeladen hat das Bundesumweltministerium.