Soldatenfigur zwischen den Fahnen von Russland und der Ukraine (Bild: dpa)
picture alliance / CHROMORANGE
Bild: picture alliance / CHROMORANGE Download (mp3, 7 MB)

Interview - Russischen Kriegsdienstverweigerern droht Abschiebung

Immer mehr Menschen aus Russland wollen den Kriegsdienst verweigern. Wer ins Ausland flieht, hat nur geringe Chancen auf Asyl. Warum das so ist, erklärt Rudi Friedrich (Connection e.V.). Er kritisiert, dass Verweigerer keinen Schutz bekommen und ihnen die Abschiebung zur Rekrutierung droht.

In Russland sei es immer schwieriger, den Militärdienst zu verweigern, erklärt Rudi Friedrich von Connection e.V., einem Verein, der sich international um Kriegsdienstverweigerer und Deserteure kümmert.

So habe es nach der Teilmobilmachung im September viele Anfragen an den Verein gegeben. Menschen, die in südliche Nachbarländer Russlands geflüchtet sind, bemühten sich zudem um ein Visum nach Westeuropa.

Wer es schafft, nach Deutschland zu kommen und Asyl beantragt, wird meist abgelehnt, sagt Friedrich und ergänzt: "Gerade dann, wenn sie nicht desertiert sind, sondern wenn sie sich rechtzeitig der Rekrutierung entzogen haben, genau dann werden sie in den Asylverfahren abgelehnt."

Abschiebung zur Rekrutierung in einen völkerrechtswidrigen Krieg "finden wir unverantwortlich"



Die Bundesregierung habe vor einem Jahr Flüchtlingsschutz für russische Deserteure aus den Kampfgebieten zugesagt. "Das gilt aber nicht für die Militärdienstentzieher." Für diese Menschen gebe es keinen Schutz.

Bei einem rechtskräftig abgelehnten Asylantrag droht demnach die Abschiebung nach Russland. "Also die Abschiebung zur Rekrutierung in einen völkerrechtswidrigen Krieg. Und das finden wir unverantwortlich", sagt Friedrich.