Bahn-Mitarbeiter an einem ICE Zug.
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Interview - Fahrgastverband: "Keine schönen Tage für ÖPNV-Nutzer"

Die Eisenbahngewerkschaft EVG will bei der Bahn ab Sonntagabend wie geplant 50 Stunden streiken. Der Versuch, den Streik noch abzuwenden, scheiterte am Freitag. Die EVG schieße mit diesem Streik über das Ziel hinaus, meint Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband IGEB.

Bis Dienstag um Mitternacht hat die EVG ihre Mitglieder zum Streik aufgerufen. Die Bahn stellt den gesamten Fernverkehr ein, auch Regionalzüge sowie die Berliner S-Bahn sind betroffen. In Berlin könnten Fahrgäste immerhin noch die BVG nutzen und auch in Städten wie Cottbus und Brandenburg/Havel gebe es den örtlichen Nahverkehr, sagt IGEB-Sprecher Jens Wieseke. "Aber dann wird es schwierig und düster."

Vor allem Pendler würde große Probleme bekommen. "Es werden keine schönen Tage für ÖPNV-Nutzer", sagt Wieseke und kritisiert den erneuten EVG-Streik scharf. "Wir reden hier über zwei volle Tage und auch der Wochenendreiseverkehr wird betroffen sein. Hier wird deutlich über das Ziel hinausgeschossen." Zwar gebe es Streikfreiheit, aber die EVG solle diese nicht überreizen.

IGEB fordert Notangebot


Es sei unter anderem ein Problem, dass es bei der Bahn zwei Gewerkschaften gibt. Die EVG und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) seien sich "spinnefeind". "Sie versuchen, sich gegenseitig durch bessere Tarifabschlüsse Leute abzujagen", sagt Wieseke. "Das ist kein guter Zustand, dass hier ein Machtkampf auf Kosten Dritter ausgetragen wird." Die Leidtragenden seien die Fahrgäste.

Außerdem sei es problematisch, dass es "keinerlei Notangebot" gebe wie das in anderen europäischen Ländern bei Streiks üblich sei, kritisiert der IGEB-Vize-Vorsitzende. "Ein Beispiel wäre, dass man bei der Berliner S-Bahn von Bernau wenigstens im Stundentakt bis Gesundbrunnen kommen würde", so Wieseke. "Es wäre eine Aufgabe der Politik, hierfür Rahmenbedingungen zu schaffen. Da rührt sich aber nichts - und das finden wir mehr als bedauerlich."