Interview - Rechtsextremismus an Schulen: Lehrer fühlen sich allein gelassen
Mehrere Lehrer im Landkreis Spree-Neiße beklagen in einem Brandbrief rassistische und rechtsextreme Vorfälle an ihrer Schule. Markus Klein von der Beratungsstelle Demos empfiehlt den Schulen, bei solchen Fällen klar zu sein und an einem Strang zu ziehen.
Es ist ein Notruf, den Lehrer einer Schule im Spree-Neiße-Kreis abgesetzt haben: In einem offenen Brief schildern sie rassistische und rechtsextreme Vorfälle, Diskriminierung von und Angriffe auf Kinder mit Migrationshintergrund, Hitlergruß, Hakenkreuzschmierereien. Weder die Schule, noch die Lehrkräfte werden mit Namen genannt - aus Selbstschutz.
Die Verfasser fordern Sozialarbeiter, um demokratiefreundliche Projekte zu fördern. Die mobile Beratung von Demos unterstützt Lehrkräfte bei solchen Problemen. Geschäftsführer Markus Klein kennt das Phänomen: "Es ist etwas, was uns immer wieder beschäftigt." Er erinnert auch an ähnliche Vorkommnisse auf dem Campus Golm in den vergangenen Wochen.
AfD-Aussagen "verändern das Klima"
Die Lehrkräfte hätten das Gefühl, alleine dazustehen, so Klein. Es sei wichtig, "dass Schulleitung und Kollegium in dieser Frage klar sind und an einem Strang ziehen." Der erste Impuls, erst einmal wegzusehen sei nachvollziehbar, wenn unklar sei, ob die Kollegen einem tatsächlich den Rücken stärken. Dabei sei es zentral, so früh wie möglich zu handeln, sagt Klein, "damit aus einem Schneeball keine Lawine wird".
Auch das Elternhaus spiele bei vielen der Schüler eine Rolle. Von den Eltern seien viele in den 1990er-Jahren ("den sogenannten Baseballschläger-Jahren") sozialisiert worden und würden ihren Kindern entsprechendes Gedankengut mitgeben. Auch der Umstand, dass die AfD gewisse Aussagen salonfähig gemacht habe, spiele eine Rolle: "Das verändert das Klima – und das wirkt auch bestimmt bei den Schülern und auf dem Schulhof."