Interview - China-Experte: Waffenlieferungen an Russland unwahrscheinlich
Auf der Münchner Sicherheitskonferenz hat sich China als Vermittler im Ukraine-Krieg ins Gespräch gebracht. Die USA vermuten aber, Peking plane möglicherweise Waffenlieferungen an Russland. Der Politikwissenschaftler Andreas Seifert hält das für unwahrscheinlich. China sei sehr vorsichtig mit Konflikten anderer Länder und deren territorialer Integrität.
Könnte China zwischen Russland und der Ukraine vermitteln, oder wird es den Angriffskrieg des russischen Präsidenten Putin mit Waffenlieferungen unterstützen? Diese Frage haben sich auch die Teilnehmenden der Münchner Sicherheitskonferenz gestellt.
Der Politikwissenschafter Andreas Seifert von der Informationsstelle Militarisierung in Tübingen glaubt nicht, dass China Waffen an Russland liefern wird. Die chinesischen Waffensysteme bauten zwar auf russischen Waffen auf und seien daher vom russischen Militär wahrscheinlich gut nutzbar. Aber: "Die Chinesen sind sehr vorsichtig, sich in andere Konflikte einzumischen", sagt Seifert. Die territoriale Integrität und Eigenständigkeit anderer Länder zu achten, sei ein Kernpunkt chinesischer Politik. "Sie bleiben da lieber außenvor, wirken ein bisschen unentschieden und versuchen eher auf diplomatischem Weg, etwas zu tun."
Seifert: Beobachten, ob alle Seiten China als Vermittler anerkennen
Dass China zwischen Russland und der Ukraine vermitteln könnte, schließt der Experte deshalb nicht aus. Offene Kritik an Russland habe die chiniesische Führung vermieden. Neben viel Kritik aus dem Westen erhalte es für seine Zurückhaltung in dem Konflikt aber auch Zuspruch aus vielen anderen Ländern. Und: "China hat ein Interesse daran, auch ein gutes Verhältnis zur Ukraine aufzubauen", sagt Seifert. Das Land sei ein wichtiger Partner bei den chinesischen Zielen zur neuen Seidenstraße. Man müsse nun beobachten, ob China von allen Seiten als Vermittler akzeptiert werde.