Interview - FES-Büroleiter in Kiew: "Wir sind das Hoch und Runter der Bedrohungslage gewohnt"

Die USA haben die Familien des Botschaftspersonals in der Ukraine angewiesen, das Land zu verlassen. Doch auch dieser Schritt versetzt die Menschen in der Ukraine nicht in Panik, sagt Marcel Röthig, Büroleiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kiew.

Weil eine russische Militäraktion jederzeit möglich sei, hat die US-Regierung die Familien seiner Botschaftsmitarbeiter in Kiew angewiesen, das Land zu verlassen. So weit wollen die EU-Staaten zwar noch nicht gehen. Doch inzwischen bietet auch Deutschland den Familien der deutschen Botschaftsmitarbeiter in der Ukraine an, die Kosten für eine Ausreise zu übernehmen.

Marcel Röthig, Leiter des Büros der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Kiew, macht sich trotz dieser Ankündigungen noch keine Sorgen. In Kiew sei man der Meinung, dass der Schritt der USA doch etwas voreilig komme, so Röthig. "Das ist auch die Gelassenheit, die uns hier auch vorgelebt wird, an die wir uns halten."

Ausreise der Botschaftsfamilien eher ein politisches Signal

 

Auch die Mitarbeiter der Friedrich-Ebert-Stiftung hätten in den vergangenen Jahren einiges erlebt, erklärt Röthig, von den Maidan-Protesten bis zum Kriegsausbruch in der Ostukraine 2014. "Daraus erwächst auch ein gewisser Gewöhnungseffekt." An das Hoch und Runter der Bedrohungslage hätten sich seine Mitarbeiter inzwischen gewöhnt.

Die Ankündigung der USA empfindet der Büroleiter der Friedrich-Ebert-Stiftung vor allem als politisches Signal an Russland. Man müsse aber auch bedenken, wie eine solche Botschaft in der Ukraine ankomme. Deswegen rät Röthig zu Zurückhaltung. "Stand jetzt gibt es ein Bedrohungsszenario an der Grenze, aber mehr auch nicht."