Forum - Religion, Macht, Politik: Welchen Einfluss haben die Kirchen?
Schwindender Einfluss in der Gesellschaft, aber laute Stimme in politischen Debatten? Wo stehen die christlichen Kirchen in Deutschland zwischen Zeitgeist und überzeitlicher Botschaft? Darüber diskutiert Harald Asel im Berliner Religionsgespräch.
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein hatten die beiden christlichen Großkirchen beträchtlichen Einfluss auf das politisch-soziale Geschehen in Deutschland wie in anderen Ländern. Einerseits mussten Freiheitsrechte gegen kirchliche Dogmen erstritten werden, zugleich ist die Entwicklung von Recht und Ethik, sind Normen in Forschung und Lehre nicht denkbar ohne jahrhundertelangen Dialog mit religiösem Denken. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, stand das Christentum meist gegen Weltabgeschiedenheit und für Verantwortung in der Gesellschaft.
Und heute? Wie stark greift eine säkulare Gegenwart auf religiöse Ressourcen zurück? Wenn es um Einwanderung, medizinische Forschung, soziale Gerechtigkeit, Fürsorge für die Schwachen geht? Wie sehr nehmen Christinnen und Christen die Spannung zwischen unbedingten Geboten und pragmatischem Kompromiss in der Politik wahr?
Noch sind die Kirchen als gesellschaftlich relevante Gruppe in vielen Gremien präsent. Welche eigenständigen Impulse können heute von ihnen für heftig umstrittenen Politikfelder erwartet werden? Wo sind sie zum Echoraum partikularen Zeitgeistes geworden? Wie gehen sie mit der Konkurrenz von konservativ-reaktionären Strömungen um, die inzwischen auch in Deutschland vehement in den politischen Raum drängen?