Ein Mann steht im Gebäude der Bundesnetzagentur mit Handy am Ohr vor einer Leinwand mit der Aufschrift "5G". (Bild: dpa)
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- Michael Götschenberg: 5G macht Politik

Riesige Datenmengen online blitzschnell übertragen: Die 5G-Technologie soll es möglich machen. Doch der Aufbau eines solchen Netzes verursacht viele Probleme - und zwar vor allem politische. Darüber hat Inforadio-Redakteur Christian Wildt mit Michael Götschenberg gesprochen, dem Sicherheits- und Geheimdienst-Experten in unserem Hauptstadtstudio.  

Laut Götschenberg gibt es bei der 5G-Technologie gleich mehrere Konfliktlinien, die national und global verlaufen. So wolle etwa das Bundeswirtschaftsministerium für deutsche Unternehmen möglichst schnell das beste 5G-Netz haben und das biete mit Abstand der chinesische Konzern Huawei.

Andererseits habe das Bundesinnenministerium dabei große Sicherheitsbedenken, so Götschenberg: "Die sagen: Bloß Vorsicht mit den Chinesen! Wenn wir die hier verbauen, dann holen wir uns den Lauschangriff direkt ins eigene Nest."

Michael Götschenberg (Bild: rbb/Martin Nejezchleba)
Michael Götschenberg, Sicherheits- und Geheimdienstexperte im ARD-Hauptstadtstudio Bild:

"China könnte chaotische Zustände herbeiführen"

Die Rechtslage in China ist dem ARD-Sicherheitsexperten zufolge sehr eindeutig: "Sie verpflichtet chinesische Unternehmen, dass sie zur Kooperation mit den chinesischen Sicherheitsbehörden verpflichtet sind. Immer." So könnten die Behörden Huawei dazu zwingen, erläutert Götschenberg, Kommunikation abzusaugen und im Interesse der chinesischen Dienste zu spionieren.

Das könne sich beispielsweise gegen die deutsche Wirtschaft richten oder schlimmstenfalls im Zuge einer schweren politischen Auseinandersetzung eingesetzt werden, erklärte der Experte. "Das ist eigentlich das Szenario, das man am bedenklichsten findet - […] bis hin zu einer kriegerischen Auseinandersetzung: Dieses Kommunikationsnetz zu sabotieren und abzuschalten und chaotische Zustände in Deutschland herbeizuführen." Bisher gebe es aber keine konkreten Belege dafür, dass Huawei anderswo für die chinesischen Nachrichtendienste im Einsatz ist.

Diplomatischer Druck von allen Seiten

Global sei festzustellen, dass die Amerikaner diplomatischen Druck gegen China aufbauen, erklärte Götschenberg. "Und die Chinesen machen diplomatischen Druck auf die Wirtschaft: Wenn ihr uns ausschließt, wird das Konsequenzen haben." Deutschland befinde sich da gerade in der Mitte - "und droht ein bisschen zerrieben zu werden".

Wie Bundeskanzlerin Merkel zu 5G steht, ob ein No-Spy-Abkommen möglich wäre und welche Alternativen es zu Huawei gibt, das bespricht Inforadio-Redakteur Christian Wildt mit dem ARD-Sicherheitsexperten Michael Götschenberg.  

Mobilfunkmasten auf einem Hausdach in der Berliner Heinrich-Heine-Straße (Bild: imago/Dirk Sattler)
imago/Dirk Sattler

5G - visionär oder machbar?

Ab diesem Dienstag versteigert die Bundesnetzagentur 41 Frequenzblöcke für den neuen Mobilfunkstandard 5G. Für die Auktion haben sich unter anderem die bisherigen Netzbetreiber Deutsche Telekom, Telefónica und Vodafone und der Neueinsteiger 11 Drillisch (United Internet) angemeldet. Wie ist in Deutschland der Stand der Dinge, was 5G betrifft? Hier finden Sie Interviews, Reportagen und Hintergründe.