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20.10.2011 - Chancen für Akademiker auf dem Arbeitsmarkt
Hochschulabsolventen haben generell die besten Chancen auf dem Jobmarkt. Laut Bundesagentur für Arbeit liegt ihre Arbeitslosenquote bei nur 2,5 Prozent. Doch längst nicht jeder findet seinen Traumjob. Eine Erfahrung, die auch Julian Wunderer machen musste. Der 32-jährige Germanistik-Absolvent wollte Lektor werden, doch die Berliner Verlage haben ihm nur Absagen erteilt. Julian vermutet, dass es daran lag, dass er nur ein Verlags-Praktikum nachweisen konnte. Ansonsten hatte er Erfahrungen als Übersetzer, Sprachlehrer, und politischer Referent gesammelt.
Julian Wunderer: "Das ist einerseits eine Stärke, weil man in unterschiedlichen Bereichen einsetzbar ist. Aber andererseits wiederum wird es auch so ausgelegt, dass man sich nicht auf das eine konzentriert hat. Meistens werden diejenigen genommen, die einen Weg verfolgt haben."
Gerade für Geisteswissenschaftler gilt: Der Studienabschluss allein bietet noch keine Jobgarantie. Neben Germanisten haben es zurzeit vor allem Historiker schwer, etwas Passendes in ihrem Bereich zu finden, so die Arbeitsmarktforscher der Universität Duisburg-Essen.
In ihrem Überblick über Studienabschlüsse und Jobaussichten schneiden am besten die Mediziner ab. Die Forscher prognostizieren einen akuten Ärztemangel in den kommenden fünf Jahren. Aber auch Informatiker, Elektrotechniker und Bauingenieure sein in Zukunft sehr gefragt.
Ausbildung nach Nachfrage?
Doch sollte man seinen Studienwunsch tatsächlich nach dem Bedarf auf dem Arbeitsmarkt ausrichten? Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung hält nichts davon, er steht solchen Prognosen skeptisch gegenüber.
Karl Brenke: "Die Unternehmen klagen, dass sie angeblich keine Maschinenbauingenieure finden und das machen sie seit mehreren Jahren. Aber was kann man jetzt feststellen? Die Studentenzahl im Fach Maschinenbau ist nach oben geschnellt, mehr als 50 Prozent. Mittlerweile ist es so, dass wir genauso viele Maschinenbau-Studenten haben, wie wir sozialversicherungspflichtig beschäftigte Maschinenbau-Ingenieure haben."
Viele werden sich da also umorientieren müssen. Der Germanistik-Absolvent Julian Wunderer hat das getan und sich bei seiner Jobsuche nicht mehr nur auf Buchverlage konzentriert. Ein halbes Jahr lang hat er sich mit einem Telefonisten-Job über Wasser gehalten, doch auf Dauer war das zu monoton und es gab zu wenig Geld.
Julian Wunderer: "Die bieten immer ein sehr niedriges Grundgehalt, aber mit dem Versprechen, dass man über die Provision zu einem guten Gehalt kommt. Im Endeffekt ist das Gehalt selten, minus Abzüge, über 1000 Euro."
Seit wenigen Wochen hat Julian Wunderer nun eine neue Stelle. Er leitet jetzt Deutsch-Kurse für Diplomaten an der französischen Botschaft. Ähnlich wie Julian passen sich viele Geisteswissenschaftler an den Arbeitsmarkt an und verzichten auf ihren Wunschberuf. Deshalb die niedrige Arbeitslosigkeit bei Akademikern.