Berlin vs. Hamburg - Alex oder Michel: Wer kann Olympia?

Die größte gegen die zweitgrößte Stadt: Berlin und Hamburg liefern sich einen Zweikampf um die deutsche Olympia-Bewerbung. Doch welche der Städte ist besser aufgestellt für das Megaspektakel: die mit dem nie eröffneten Flughafen oder die mit der ewigen Philharmonie-Baustelle? Die mit dem Deutschen Meister von 1932 oder die mit dem beinahe abgestiegenen Erstligisten? Von Fabian Wallmeier

Welche Sportstätten werden geboten?

Ganz auf sich allein gestellt wäre keine der beiden Städte: Sowohl Berlin als auch Hamburg wollen für einige Wettbwerbe, zum Beispiel Segeln und Fußball, auch andere Bundesländer miteinbeziehen. Davon abgesehen haben Berlin und Hamburg sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, welche Sportstätten sie zur Verfügung stellen wollen.

Ist doch schon alles da - so in etwa argumentiert man in Berlin. Olympiastadion, Velodrom, Olympia-Stützpunk Hohenschönhausen und etliche andere - tatsächlich sind in Berlin einige Stätten vorhanden, die als Austragungsorte von großen Sport-Events erprobt sind. Hier und da wird man wohl erweitern müssen. Letzten Endes soll dann doch noch die eine oder ander Halle neu gebaut werden: Das Olympische Dorf soll auf dem Gelände des Flughafens Tegel entstehen. Voraussetzung ist natürlich, dass bis dahin der BER eröffnet ist - und das müsste doch eigentlich wirklich zu schaffen sein, oder? Oder etwa nicht?

In Hamburg sieht es ganz anders aus: Hier sollen die meisten Sporttstätten neu gebaut werden. Auf der Elbinsel Kleiner Grasbrook gegenüber der Hafencity soll ein kleiner neuer Stadtteil mit etlichen Neubauten samt Olympischem Dorf entstehen. Schön kompakt soll das alles werden - anders als in der Hautpstadt, wo die Sportstätten dezentral angelegt wären. Dafür will man sich über das ganze, ohnehin viel größere Berlin ausbreiten. Ganz so kuschelig wie in Hamburg wäre es in Berlin also nicht. Aber wer will schon kuschelige Wettkämpfe?

Wie gut klappt die Umsetzung von Großprojekten?

Wenn in der Kneipe, auf dem Betriebsfest oder beim Sonntagsbraten mit den Lieben daheim das Gespräch zu versiegen droht, muss man nur diese drei Buchstaben in den Raum werfen, um es garantiert wiederzubeleben: BER. Dazu hat jeder etwas zu sagen - und sei es nur ein entnervtes "Die spinnen doch alle da oben". Mit jeder weiteren Terminverschiebung und Kostensteigerung wächst die Resignation.

Das kennnen auch die Hamburger: An der Elbphilarmonie baut man dort seit April 2007. Auch hier wurde der ursprüngliche Eröffnungstermin (2010) immer wieder verschoben - und die Baukosten schossen immer weiter in die Höhe. Eines immerhin hat Hamburg der Hauptstadt voraus: Während BER-Chef Hartmut Mehdorn noch immer nicht sagen will, wann der Flughafen an den Start gehen soll, traut man sich in Hamburg tatsächlich, einen Eröffnungstermin zu nennen: Im Frühjahr 2017 soll die Elbphilharmonie eröffnet werden. Aber ob es dazu nun kommt oder nicht: Wie gut sie darin sind, pünktlich Großprojekte umzusetzen, sollten besser beide Städte nicht in ihre Bewerbung schreiben.

Wer ist politisch stabiler?

Ach Berlin, du hast es schwer: wirst von einer Großen Koalition regiert, die sich nicht nur hinter den Kulissen freudig zankt - und dann macht auch noch der Regierende den Abflug. Doch wenn Berlin schon nicht ein Musterbeispiel für politische Stabilität ist, dann doch immerhin für größtmögliche Flexibilität: Die SPD kann hier nämlich im Grunde mit jedem - allein Wowereit saß schon mit Grünen, Linken und Schwarzen am Kabinettstisch.

In Hamburg dagegen steht die Regierung wie ein Felsen: Olaf Scholz und die SPD regieren seit 2011 mit absoluter Mehrheit. Davor allerdings ging es in der Hansestadt drunter und drüber: Ole von Beust (CDU), der 2001 die jahrzehntelange Vorherrschaft der Sozialdemokraten brach, regierte erst mit der rechtspopulistischen Schill-Partei und der FDP, dann mit absoluter Mehrheit alleine - und versuchte sich dann an der ersten schwarz-grünen Koalition auf Landesebene. 2010 trat er zurück, nachdem die Hamburger seine Schulreform in einem Volksentscheid abgeschmettert hatten - und überließ es seinem Nachfolger Christoph Ahlhaus, sich bei der Bürgerschaftswahl im Jahr darauf von der SPD demütigen zu lassen.

Rückhalt in der Bevölkerung

Hier hat ganz klar Hamburg die Nase vorn. Einer Umfrage zufolge sind 73 Prozent der Bürger für Olympische Spiele in der Hansestadt, 27 Prozent sehen die Bewerbung skeptisch. Im traditionell "Nicht mit mir"-freudigen Berlin ist der Widerstand größer: Zwar sind immerhin 52 Prozent für die Bewerbung, aber eben auch 46 Prozent dagegen.

In beiden Städten hat sich der Widerstand schon in Aktionsbündnissen gebündelt - die auch noch fast identisch heißen: "NOlympia" in Berlin und "(N)Olympia" in Hamburg. Hauptargument an Spree und Elbe: Olympia verursacht zu hohe Kosten.

Wer kann Olympia billiger?

Olympia ist teuer, an dieser Tatsache kommt eigentlich keine der beiden Städte vorbei. Dennoch haben die Finanzkünstler in den beiden Senatskanzleien sich richtige Olympia-Schnäppchen ausgerechnet, jedenfalls im Vergleich zu den vorigen Spielen: London (2012) kostete 14,8 Milliarden - übrigens mehr als doppelt so viel wie veranschlagt.

In Berlin geht man dagegen von gerade einmal zwei Milliarden für die eigentlichen Spiele plus 50 Millionen für die Bewerbung aus. Das Hauptargument: Ist ja schon alles vorhanden (siehe oben).

Hamburg veranschlagt mehr als das Dreifache: Mit 6,5 Milliarden rechnet man dort. Allerdings geht man auch davon aus, dass Hamburg selbst davon nur eine Milliarde zu tragen hat, weil der Bund für die "allgemeine Infrastruktur" aufkommt. So richtig überzeugt ist von dieser Rechnung in Hamburg aber kaum jemand.

Wer kann besser Fußball?

Bei Olympischen Spielen geht es zwar ausnahmsweise mal nur am Rande um Fußball. Aber wer wollte deshalb behaupten, dass die Kompetenz der beiden Städte beim größten und beliebtesten Sport der Republik nicht auch in die Waagschale geworfen werden sollte? Niemand.

Schaut man sich die Bundesliga-Erfolge der beiden Bewerber an, kann in jüngster Zeit keine der beiden Städte richtig glänzen. Als Hertha BSC Meister wurde, waren allenfalls die Großeltern der Spieler von heute geboren: 1931 und 1932 holte Hertha die Schale - seitdem spielte die Mannschaft eine - vorsichtig gesagt - eher untergeordnete Rolle im Kampf um die Meisterschaft. In den vergangenen Jahren haben sich die Herthaner eher als Fahrstuhlmannschaft präsentiert: Zweimal ging es runter in die 2. Liga, aber immerhin auch gleich wieder rauf in die Bundesliga. Am Ende der Saison 2013/2014 landete Hertha BSC auf Platz 11. Doch einmal im Jahr immerhin bekommt das Olympiastadion richtigen Spitzenfußball zu sehen: im Endspiel des DFB-Pokals.

Der Hamburger Sportverein war bislang sechsmal Meister, zuletzt 1983. Abgestiegen ist er noch nie. Als einzige Mannschaft ist der HSV von Anfang an ohne Unterbrechung in der Bundesliga. In der vergangenen Spielzeit war es aber äußerst knapp: Mit Ach und Krach setzte sich die Mannschaft in der Relegation gegen Greuther Fürth durch und wandte gerade noch eine historische Schmach ab. Nein, man kann wirklich nicht sagen, dass die HSV-Fans derzeit auf der Sonnenseite des Lebens stehen.

Beitrag von Fabian Wallmeier