Eine Skulptur des japanischen Künstlers Takayuki Daikoku im Dorf Wagenitz

- Landschaftskunst bei der BUGA

Bei der diesjährigen Bundesgartenschau im Havelland gibt es nicht nur Gartenkunst, sondern auch Kunst im Garten zu sehen - auch Land-Art genannt. Inmitten des Havelländischen Luchs, im kleinen Dorf Wagenitz etwa, hat der japanische Künstler Takayuki Daikoku einige Skulpturen aufgestellt. Barbara Wiegand hat sich zu einer Erkundungstour in Sachen Kunst in der Landschaft aufgemacht.

Die Gräber derer von Bredow finden sich bis heute im verwunschenen Schlosspark Wagenitz - vom Schloss selbst blieb nach dem Krieg nur die Ruine eines Turmes übrig: Der Schwedenturm, einst der Schlot der freistehenden Küche, steht mitten auf dem Dorfanger. Wie ein in Schräglage geratener Kegel ragen die Reste des Turms heute gen Himmel - und bilden einen harten Kontrast zum leerstehenden Plattenbau gegenüber.

Besser fügt sich da das verästelte Gebilde ein, das vor der Ruine platziert ist. Ein Kunstgewächs  - zusammengesetzt aus mehreren hölzernen Einzelteilen, die an Walnüsse erinnern. Eine Skulptur aus Eichenholz, die der Japaner Takayuki Daikoku geschaffen hat: "Ja, erstmal habe ich das Eichenholz durchgeschnitten und drin alles ausgehobelt. Wie Nüsse - zwei Teile, mit Schwalbenschwanz-Verbindung."

"Das ging gar nicht anders wegen der Statik. Das ist ein Edelstahlgerüst darunter gelegt. Damit die Kugeln überhaupt einen Halt haben, sonst würde das umbrechen, weil es doch eine relativ instabile Situation wäre, wenn es in einem Stück geschlagen wäre. Deshalb auch das aushöhlen zu einer Art Nußschalen und dann wieder zusammen fügen vor Ort," ergänzt Takayuki Daikokus Galerist H.N. Semjon. Wie hier, erinnern die Formen des japanischen Künstlers oft an die Natur. Das sieht man auch im Schlosspark, wohin der Weg uns als nächstes führt.

Über Teppiche aus Efeu und hellgrünem Almlattich geht es in den acht Hektar großen Park, wo inmitten knorriger alter Bäume weiße Gebilde baumeln. Wie Trauben oder Knoblauchknollen hängen sie in schlanken, schwarzen Eisengestellen. Renmen nennt der aus der Nähe von Kyoto stammende Künstler Daikoku das Ensemble: "Renmen heißt das - ununterbrochen. Werden und Vergehen - Ordnung und Chaos, als Spiegel im Lauf der Dinge des Lebens."

Entstanden sind die filigranen Objekte ganz profan aus Altpapier, erläutert Galerist Semjon: "Die ganze Mannschaft vom Landkreis Havelland hat Zeitungspapier gesammelt, die kamen alle an mit Autos, den Kofferraum voller Zeitungen und da hat er fleißig auch mit der Hilfe von Myoku seiner Frau die Formen zusammengepreßt und mit Kleister dann eingeschnürt und mit japanischem Papier belegt und dann x Mal lackiert."   

Der japanische Künstler Takayuki Daikoku im Dorf Wagenitz

Überhaupt stünden die Bewohner des kleinen havelländischen Ortes der Kunst positiv gegenüber, die der Landkreis parallel zur BUGA hat aufstellen lassen. Was sicher auch daran liegt, dass sich Takayuki Daikokus Skulpturen so faszinierend in die Natur einfügen. Sie sind da, setzen Akzente, stören aber nicht. Nicht inmitten der Bäume, nicht auf der kleinen, von dunkelgrünem Wasser umgebenen Halbinsel, nicht auf der kleinen Lichtung. Obwohl der seit 2011 mit seiner Frau und der kleinen Tochter in Rathenow lebende Japaner dort gleich einen ganzen Kunstkosmos aufgestellt hat.

In einem schwarzen Eisengestell baumeln auch hier leuchtend weiße Objekte - länglich, knollig, verästelt - wie in einem Setzkasten. Ein filigranes Gebilde, das wie seine andere Kunst viel mit Daikokus Herkunft zu tun hat: "Ein japanischer Garten ist immer Außen- und Innenseite. Nicht getrennt, sondern immer gleich. In Deutschland ist im Raum immer im Raum ist im Raum und draußen ist draußen. In Japan wird die Grenze nicht so genau gezogen."

So sind Innen und Außen - Kunst und Natur - eins bei Takayuki Daikoku. Ja, die rätselhaften Objekte, die da so schneeweiß inmitten alter Bäume baumeln, spassen gut in diesen verwunschenen alten Park, indem man - fast überwuchert vom Efeu - die Gräber der einstigen Schlossherren entdecken kann.

Und auf dem Weg ins Havelland zur BUGA lohnt es sich in jedem Fall, einen Abstecher nach Wagenitz zu machten - in einen kleinen, fast vergessenen und jetzt kunstvollen Garten.

Pfingstmontag spezial

Blühende Tulpen auf der Bundesgartenschau 2015 (Bild: Jens Wolf/dpa)
dpa-Zentralbild

Von der Kunst des Gärtnerns und dem Garten in der Kunst

Den ganzen Frühling und Sommer lang macht die Bundesgartenschau die Havelregion zum Sehnsuchtsort für Gartenliebhaber. Zu Pfingsten geht auch Inforadio der Lust auf grüne Oasen nach. Wir erzählen Geschichten über urbane Gartenkultur, wir zeichnen nach, wie die Gartensehnsucht Musik, Malerei, Literatur und Kunst prägt, und wir verraten, wo Sie besonders schöne Gärten auch außerhalb der BUGA finden können.